Radverkehr Initiative reagiert auf Radverkehrskonzept

Kempen. · Kempener Aktivisten orientieren sich an der niederländischen Fahrradstadt Houten.

Ein besonderer Gefahrenpunkt ist nach Ansicht der Bürgerinitiative die Berliner Allee. Hier sollte dem Radverkehr deutlich mehr Raum eingeräumt werden. Foto (Archiv): Kaiser

Foto: Wolfgang Kaiser

Bislang haben sich Vertreter der Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“ skeptisch geäußert, ob das neue Radverkehrskonzept, das noch in diesem Jahr vom Kempener Stadtrat verabschiedet werden soll, weit genug geht. Die Initiative möchte dem Radverkehr Vorrang vor Autos einräumen, die Thomasstadt zu einem Leuchtturmprojekt ähnlich der niederländischen Stadt Houten machen. Jetzt haben sich Mitglieder der Initiative in einer „Zukunftswerkstatt Radverkehr“ mit den Ideen der Planer intensiv auseinandergesetzt.

Gisela Ditzen, Sprecherin der Initiative, zeigte Fotos von gefährlichen Radverkehrssituationen, kurz vor acht Uhr auf der Berliner Allee. „Allen wurde sofort klar, dass sowohl die Breite des Bordsteinradwegs als auch die Dichte des Autoverkehrs zu dieser Tageszeit untragbar sind“, so Ditzen. Eine auch von der Politik angestrebte Tempoverringerung und sogar die Öffnung der Straße für Fahrradfahrer könne aber nur der Anfang sein. Das Verkehrsaufkommen insgesamt müsse verringert werden.

Für Kempen-West brauch es ein zonenkonzept, so die Initiative

Kritisch sieht die Initiative weiterhin den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr des geplanten Wohngebiets Kempen-West. Dazu müsse „dringend ein neues komplettes Verkehrskonzept erarbeitet werden“. Sogenannte Big Blocks, wie von den Freien Wählern vorgeschlagen, würden zwar als ein für Großstädte interessantes Konzept angesehen, „aber für Kempen ist ein Zonenkonzept wie in Houten deutlich sinnvoller, war der einhellige Tenor“, so Ditzen.

Für den Brahmsweg wurde eine durchgehende Vorfahrtsregelung gefordert, auch wenn ein Radschnellweg eingerichtet werden könnte. Der Brahmsweg sei für Kinder sicherer und als Schulweg zu den Grundschulen wichtig. An den Übergängen sollte eine Erhöhung der Fahrbahn mit farbiger Markierung für zusätzliche Sicherheit sorgen.

Ein Teilnehmer der Runde schlug eine Art Lotsendienst für die Übergangsphase vor, damit sich alle Beteiligten an die veränderten Bedingungen gewöhnen könnten. Man könne erst einmal einen Kreuzungsbereich umgestalten und, bei zu erwartender Akzeptanz, anschließend den gesamten Bahnradweg.

Ein weiteres Thema waren die Bedürfnisse von Pedelec-Fahrern. „Gerade diese relativ schnellen Radfahrer fühlen sich in Kempen oft unwohl, weil zum Beispiel Autofahrer ihre Geschwindigkeit unterschätzen und versuchen, sie trotz 40 km/h noch zu überholen. Sie werden angehupt und abgedrängt, da offenbar vielen Autofahrern unbekannt ist, dass Speed-Pedelecs gar nicht die Radwege benutzen dürfen. Hier wird mehr Aufklärung gewünscht“, so Ditzen.

Als Hindernis empfinden nach Angaben der Initiative viele Radler den Außenring. Das System an den Ampeln für Fußgänger und Radfahrer stieß einhellig auf Ablehnung.

Die Bürgerinitiative „Fahrradstadt Kempen“ spricht sich für Kreisverkehre am Außenring aus. Diese seien nicht nur für den Autoverkehr deutlich sicherer, sondern bringen auch für die Radler und Fußgänger Verbesserungen. rei