Kinderschutzbund Viersen ist in Geldnot
Das Spendenaufkommen für den KSB ging um die Hälfte zurück.
Viersen. Die Arbeit des Kinderschutzbunds Viersen ist in akuter Gefahr. „Das Aufkommen der Spenden ist um die Hälfte zurückgegangen“, sagt Uta Petersen, Sprecherin der Ortsgruppe Viersen. Für das laufende Jahr rechnet die Ortsgruppe mit Kosten in Höhe von 60 000 Euro. Nach aktuellen Schätzungen stehen diesem Posten laut Matthias Ermecke, Mitglied im Vorstand, aber nur Einnahmen in Höhe von 45 000 Euro gegenüber. Angesichts dieses Defizits muss der Verein dringend handeln, „um die Situation bis zum Jahresende noch verbessern zu können“, so Ermecke.
Was macht der Kinderschutzbund Viersen? „Wir kümmern uns auf vielfältige Weise um die Mädchen und Jungen im Stadtgebiet“, erläutert Petersen. Rund 30 Ehrenamtler sind Kontaktpersonen bei der „Nummer gegen Kummer“, dem Sorgentelefon für Kinder- und Jugendliche. Bis zu 6000 Anrufe gehen dort pro Jahr ein. „Seit einem Jahr bieten wir zudem Kontaktmöglichkeiten per E-Mail an“, so die Sprecherin. Anders als bei den Anrufen gebe es dort einen festen Ansprechpartner für Ratsuchende, „Dieser Kontakt ist enger“, beschreibt Petersen.
Außerdem stehen Ferienangebote auf dem Programm — zuletzt im Herbst mit der Viersener Künstlerin Ilona Friedrich. Im @Café und im „Blauen Haus“ gibt es ein warmes Mittagessen und eine Hausaufgabenbetreuung für Kinder aus sozial schwachen Familien oder mit Migrationshintergrund. Rund 30 Kinder nutzen das regelmäßig. „Viele von ihnen verlasen ohne Frühstück das Haus, freuen sich auf eine warme Mahlzeit und sind froh, von jemandem erwartet zu werden“, weiß Uta Petersen. Unverzichtbar seien gerade für diese Kinder die sozialen Kontakte, gemeinsames Spielen und Basteln sowie Gespräche. Doch der aktuelle finanzielle Engpass könnte schlimmstenfalls bedeuten, dass der warme Mittagstisch künftig kalt bleibt: „Bisher können wir für das ,Blaue Haus’ lediglich im ersten Quartal 2017 das Angebot garantieren“, so Petersen.
Die Miete für das Haus, Ausgaben für Honorarkräfte, Abgaben an den Kinderschutzbund auf Landes- und Bundesebene — all das sind regelmäßige Belastungen, die der Verein stemmen muss. „Trotz allem ehrenamtlichen Engagement ist unsere Arbeit nicht zum Nulltarif zu leisten“, sagt Uta Petersen. Demnächst stehen wieder Ausbildungen für das Telefonberaterteam an — noch weiß Petersen nicht, wo sie das Geld dafür hernehmen soll. „Uns liegen alle unsere Projekte am Herzen und wir würden unser Angebot gern noch erweitern.“ Doch bei jeder Idee müsse der Vorstand erst überlegen, wie diese zu bezahlen ist.
Erstmals ist der KSB jetzt mit einem Stand am Viersener Martinsmarkt am kommenden Wochenende vertreten. Dort werden selbst genähte Kinderschürzen verkauft und Karten, deren Motive die Kinder im Märchenworkshop als Linoldruck gestaltet haben. Zudem stellen die Aktiven ihre Tätigkeit vor. Mit einem Druck von Ilona Friedrich an großzügige Spender planen sie zudem ein besonderes „Danke“: „Die Flügel eines Vogels stehen als Symbol für Schutz und für Freiheit“, erläutert Friedrich ihre Arbeit.