Mastbetrieb: Bauarbeiten haben begonnen

Die Pläne des Schlacht- und Zerlegebetriebs Siemes aus Viersen sind umstritten. Ein Nettetaler, der am Ritzbruch wohnt, hat Klage eingereicht.

Foto: Jörg Knappe

Nettetal. „Ja, es geht los“, sagt Johannes Siemes, Seniorchef des gleichnamigen Schlacht- und Zerlegbetriebs aus Viersen. Zwischen der Autobahn 61 und Ritzbruch heben Bagger Erde aus: Dies sind die Vorbereitungen für den Bau eines Rindermastbetriebs in Nettetal. Zu Details des weiteren zeitlichen Ablaufs äußert sich Siemes gestern nicht: „Wir haben jetzt erst mal angefangen. Alles andere kommt dann Schritt für Schritt.“

Im Dezember 2016 hatte die Stadt Nettetal die Baugenehmigung für das Vorhaben erteilt. Diese Genehmigung bezieht sich auf einen Mastbetrieb für 150 Jungrinder (Färsen). Die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche bestätigt, dass bei der Stadtverwaltung inzwischen auch eine Baubeginnanfrage für den Erdaushub eingegangen ist. „Theoretisch hätten diese Arbeiten längst gemacht werden können, da ja eine Baugenehmigung vorliegt“, sagt Fritzsche.

Genau diese Genehmigung ist aber ein Kritikpunkt für einige Anwohner. Nach ihrer Einschätzung hätte es gar nicht soweit kommen dürfen. Einer der Anwohner ist Christoph Dicks, der am Ritzbruch wohnt. Er hat vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf Klage gegen die Pläne von Willy Siemes, Sohn von Johannes Siemes, eingereicht.

Dicks will damit prüfen lassen, ob das Genehmigungsverfahren, das die Stadtverwaltung Nettetal und die Landwirtschaftskammer Viersen verantwortet haben, rechtmäßig war. Einer der Kritikpunkte ist die Einstufung des Betriebs als „privilegiertes Vorhaben“. Christoph Dicks war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch die Stadtverwaltung Nettetal konnte zum Stand des Klageverfahrens keine Auskunft geben.

Nachdem die vorbereitenden Arbeiten begonnen haben, sollen die Gegner des Mastbetriebs aufgebracht sein. Ein Kritiker, der anonym bleiben will, sagt: „Wir fühlen uns vom Bürgermeister Christian Wagner im Stich gelassen.“ Auch zu allen Parteien habe man den Kontakt gesucht, einzig ein Gespräch mit der Nettetaler SPD habe stattgefunden. Doch die Kritik an dem Vorhaben habe keiner der örtlichen Politiker aufgegriffen.

Den Gegnern geht es nach eigener Aussage nicht darum, neue Landwirtschaft auf dieser Fläche zu verhindern. Sie befürchten aber, dass der genehmigte Mastbetrieb in eine Viehumladestation mit einer Lkw-Waschstraße umgewandelt werden könnte. Für ein solches Vorhaben hatte die Familie Siemes bereits Pläne, hat diese aber für den jetzigen Standort geändert und stattdessen eine Baugenehmigung für einen Rindermastbetrieb beantragt.

Gegen diesen Vorwurf einer möglichen Umwandlung hatte die Stadtverwaltung bisher stets klar Position bezogen: „Wir haben einen Rindermastbetrieb genehmigt — und nichts anderes“, hatte Bürgermeister Christian Wagner (CDU) mehrfach öffentlich erklärt. Weder eine Lkw-Waschstraße noch eine Umladestation seien an dieser Stelle möglich, betonte die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche. Sie hatte zudem mehrfach darauf hingewiesen, dass die Stadtverwaltung genau hinsehen werde, was auf dem Gelände geschehe.