Mit Fledermäusen durch die Nacht

Die Schüler der Grundschule Hinsbeck haben als erste Gäste die neuen Führungen der Biologischen Station getestet.

Foto: Jörg Knappe

Hinsbeck. Als das Licht aus- und die einzige Taschenlampe angeht, kreischen die Kinder. Dann kichern sie. Ist ja doch nicht so schlimm. In der nächsten Stunde müssen sie sich zwar im Dunkeln im Info-Zentrum der Biologischen Station am Hinsbecker Bruch zurechtfinden, aber keine Angst: Isabelle Lorenz leuchtet ihnen den Weg — und erklärt, welche Tiere sich in der Heimat der Grundschüler ebenfalls vor allem nachts aus ihren Unterschlüpfen trauen.

Ab sofort gibt es ein neues Angebot im Veranstaltungskalender der Biologischen Station Krickenbecker Seen: Mitarbeiterin Lorenz macht sich mit Interessierten auf eine Entdeckungsreise durch die menschenleere und dunkle Ausstellung im Info-Zentrum. Wie orientieren sich Fledermäuse in der Dämmerung? Welcher Vogel ruft nachts so schaurig? Raschelt dort ein Igel im Laub? An der Premiere dürfen an diesem Abend Schüler der katholischen Grundschule (KGS) Hinsbeck teilnehmen.

„Es ist eine tolle Sache“, findet Lehrerin Stefanie Kurtenbach. „Im Herbst haben wir besprochen, was die Tiere im Winter machen, jetzt können die Kinder es hier sehen.“ Sie ist Leiterin der „Pony-Klasse“. 19 Schüler sind mit ihr gekommen. Lorenz lässt jedes der Kinder eine Nuss verstecken. Was es damit auf sich hat, erfahren sie aber erst am Ende.

Zunächst lernen die Schüler, dass Eichhörnchen gar keinen Winterschlaf halten, sondern Winterruhe. „Sie schlafen viel, sind aber auch immer wieder wach, um zu fressen“, sagt Lorenz. Eicheln, Walnüsse, Fichtenzapfen — Eichhörnchen fressen, was schmackhaft ist und sich vor allem lange hält. Denn bevor sie sich in die Winterpause begeben, legen sie sich noch einen großen Nussvorrat an. Der Eichelhäher sammelt ebenfalls Eicheln, daher sein Name. Bis zu sieben Stück kann er gleichzeitig in seinem Schlund transportieren. „Aber dann hat er beim Fliegen auch ein bisschen Schlagseite“, sagt Lorenz.

Igel kennen die Schüler der ersten und zweiten Jahrgangsstufe, klar, aber wer hat denn schon mal einen angefasst? Als Lorenz ein ausgestopftes Exemplar hervorholt, streichen Kinderhände über die Stacheln. „Krass“, entfährt es einigen Schülern. 6000 bis 8000 Stacheln hat ein Igel, verliert er einen, wächst er nach. Im Winter rollt sich das Tier ein und schläft. Seine Körpertemperatur sinkt währenddessen auf acht Grad.

Isabelle Lorenz

Der große Abendsegler, der im Info-Zentrum zu sehen ist, kann wie die anderen Fledermaus-Arten nicht besonders gut sehen, dafür aber wahnsinnig gut hören. Würmer, Schnecken und Käfer orten sie dank Ultraschall im Flug, auch Hindernissen nehmen sie durch das Abprallen ihrer eigenen Laute wahr. Im Winter kuscheln sich Fledermäuse an ihren Füßen hängend zusammen. Die Schüler sind beeindruckt, denn: Fledermäuse fahren ihre Körperfunktionen auf ein Minimum herunter. Statt 800-mal schlägt das Herz nur noch 80-mal in der Minute, geatmet wird einmal in 60 Minuten statt viermal pro Sekunde. Den Biber wollen die Kinder alle einmal streicheln, sein Fell ist weich. „Doch er stinkt!“, rufen die Kinder. „Er riecht zumindest sehr herb und kräftig“, sagt Lorenz und lächelt.

Sie ist zufrieden: „Im Dunkeln lernen die Kinder, sich nicht nur auf ihre Augen zu verlassen.“ Zum Schluss kommt der Uhu. Hätte der Mensch solche Augen wie er im Vergleich zu seinem Kopf, wären sie so groß wie Äpfel, sagt Lorenz. Die Kinder schauen sich staunend an. Dann endlich dürfen die Schüler ihre Nüsse suchen — und finden sie natürlich alle. Eichhörnchen tun sich dabei deutlich schwerer. „Sie haben kein besonders gutes Gedächtnis“, sagt Isabelle Lorenz. Manch eine Nuss wird darum nie wieder gefunden. Irgendwann wächst an dieser Stelle dann ein Baum.