Warnstreik der Metaller: Viele legen Arbeit nieder
Unternehmen Otto Fuchs hatte vergeblich mit einem Eilantrag versucht, Streik zu verhindern.
Viersen. Seit halb fünf am Morgen steht Michael Naber vor dem Tor der Metallfirma Otto Fuchs in Dülken und will dort auch erst einmal nicht wieder weggehen. „Wenn ich einen Standpunkt habe, habe ich einen Standpunkt“, sagt der Metallarbeiter, der seit 35 Jahren bei dem Unternehmen beschäftigt ist. Noch vor Beginn der Frühschicht um 6 Uhr haben er und etliche weitere Mitarbeiter ihren Platz eingenommen. „Wir kämpfen für unser Recht“, sagt Manfred Gorißen, Betriebsratsvorsitzender.
Viele Mitarbeiter des Unternehmens, das Synchronringe für Autogetriebe herstellt, haben gestern ihre Arbeit niedergelegt oder gar nicht erst begonnen, um an den Warnstreiks der IG Metall teilzunehmen. Die Gewerkschaft verlangt bundesweit sechs Prozent mehr Lohn und das Recht, die Wochenarbeitszeit zeitweise auf 28 Stunden abzusenken. Schichtarbeiter, Eltern kleiner Kinder und pflegende Familienangehörige sollen dabei einen Teillohnausgleich erhalten, den die Arbeitgeber bislang strikt ablehnen und für rechtswidrig halten.
„Glorreich gewonnen“, sagt Betriebsratsvorsitzender Gorißen, hätten die Dülkener Arbeiter bereits am Mittwoch. Das Arbeitsgericht Krefeld hatte einen Eilantrag der Firma abgewiesen. Die hatte damit erreichen wollen, dass der Streik gar nicht erst stattfinden darf. „Das ist sehr ungewöhnlich“, sagt You-Lee Hyun von der IG Metall, die die Arbeiter in Dülken bei ihrem Streik unterstützt und bei der mündlichen Anhörung dabei war. Bislang habe es zwar bundesweit Androhungen von Schadenersatzklagen gegeben, „aber noch nie eine einstweilige Verfügung“. Das Krefelder Gericht sah sich im Eilverfahren nicht in der Lage, die Rechtmäßigkeit der Gewerkschaftsforderung nach Lohnausgleich für bestimmte Beschäftigtengruppen zu überprüfen. Ähnlich argumentierte das Arbeitsgericht Nürnberg bei der Firma Kennametal, die es wie das Dülkener Unternehmen ebenfalls mit einem Eilantrag versuchte. In den Hauptsacheverfahren will das Arbeitsgericht Frankfurt erst am 20. Februar verhandeln.
Der 24-Stunden-Streik verläuft friedlich. „Wir halten uns an die Regeln“, sagt Gorißen. Mit einem Transparent versuchen er und die anderen Streikenden, Besucher und Zulieferer nicht auf das Gelände zu lassen, aber „wer durch will, den lassen wir durch“. Rund 100 der gut 500 Mitarbeiter am Standort seien am Morgen bei Streikbeginn dabei gewesen.
Geschäftsführer Thomas Plett ist mit dem Streik nicht glücklich. Auf die Kunden habe der Streik aber keine Auswirkungen.