Behindertenverein packt mit an Neue bunte Fenster für den Alten Kirchturm Breyell

Nettetal-Breyell · Ab St. Martin erstrahlt der alte Breyeller Kirchturm wieder mit neuen bunten Fenstern. Die werden derzeit von den Mitgliedern des Vereins „Die Mutigen“ Stück für Stück gebastelt.

Die Mitglieder des Vereins „Die Mutigen“ mit zwei der insgesamt 48 neuen Fensterbilder für den Kirchturm.

Die Mitglieder des Vereins „Die Mutigen“ mit zwei der insgesamt 48 neuen Fensterbilder für den Kirchturm.

Foto: Heinz Koch

„Wir sind dankbar, dass der Verein ‚Die Mutigen‘ die Herstellung der neuen, bunten Fenster für den alten Breyeller Kirchturm übernommen hat“, freute sich die Vorsitzende des Fördervereins Alter Kirchturm – Lambertiturm Breyell, Ruth Rankers. Alle zwei Jahre lässt der Förderverein neue bunte Fensterbilder erstellen, bisher von Schulen, Kitas und nun von den Mutigen.

Es sind 48 Bilder, acht Fenster mit jeweils sechs Bildern. Diese werden aus buntem Laternenpapier erstellt, dass zwischen zwei transparenten Acrylglasplatten geklemmt in den Fenstern angebracht wird. „Eine Menge Arbeit, die unsere Mitglieder mit Begeisterung machen“, so die Mutigen-Vorsitzende Annette Ottow. Die Bilder lassen vom St. Martinsfest bis Mitte Januar den Kirchturm in den Abendstunden erstrahlen.

Bei der Veranstaltung „Nettetaler Ehrenmeile“ im Juli vergangenen Jahres hatte Rankers den damaligen Geschäftsführer der Mutigen, Hans-Gerd Bertges, wegen der Fenster angesprochen. Dieser sagte spontan zu, wobei der Verein die Hälfte der Bilder erstellen sollte. Für die zweite Hälfte hatte sich eine andere Gruppe bereit erklärt, zog jedoch im Sommer kurzfristig zurück. Spontan sagte der als Projektleiter eingesetzte neue Mutigen-Geschäftsführer, Ronnie Gitmans, die Herstellung aller Fensterbilder zu.

Der Behindertenverein „Die Mutigen“ entstand Ende der 1970er-Jahre aus einem Kegelverein heraus, bei dem rund zehn Eltern mit ihren behinderten Kindern einige fröhliche Stunden verbrachten. Auf Initiative von dem inzwischen verstorbenen Jakob Bellen gründeten sie am 11. November 1980 den Verein „Die Mutigen“. Der Name entstand, weil es damals für Eltern und behinderte Kinder noch mutig war, in die Öffentlichkeit zu gehen. Ihren Ausgangspunkt, das Kegeln, verewigten sie in ihrem Logo, dass vier unterschiedlich farbige Kegel mit einer Kegelkugel zeigt. „Heute interpretieren wir die vier farbigen Kegel als unsere aktiven Mitglieder“, so Bertges lächelnd. Momentan hat der Verein insgesamt 84 Mitglieder, davon 27 erwachsene Behinderte.

Seit 1999 haben sie auf der Moubisstraße in Schaag, auf einem von der Stadt Nettetal zur Verfügung gestellten Grundstück, ein Freizeitheim, dass ohne öffentliche Mittel durch Eigenleistung mit Hilfe von Sponsoren erstellt wurde. Hier treffen sie sich an jedem Samstag zu wechselnden Tätigkeiten. Es wird gebastelt, gesungen, gebacken oder gekocht, große Freude gibt es auch bei den Proben für Theaterstücke. Auch ihre Ausgangstätigkeit halten die Mutigen bis heute bei, einmal im Monat wird gekegelt. Hinzu kommen Feiern wie Karneval, Osterbasar und Weihnachtsfeier, Kickerturniere und Sommerspiele mit Grillen. Mindestens zwei Mal im Jahr gibt es Tagesausflüge zu Zoos, Minigolf, ins Borussiastadion, Planwagenfahrt und mehr. Für die nächste Zeit ist darüber hinaus der Aufbau neuer Gruppen von Eltern mit behinderten Kindern geplant.

Inzwischen sind 36 Fensterbilder für den Breyeller Kirchturm fertiggestellt. „Wir haben den Umfang etwas unterschätzt“, lacht Gitmans. „Aber wir werden rechtzeitig fertig.“ Da die Gruppe nicht an jedem Samstag daran arbeiten kann, sind die Vereinsmitglieder bereits seit Februar dieses Jahres dabei. „Insgesamt werden es am Ende wohl 14 intensive Arbeitstage gewesen sein“, meint Gitmans. Bei der Wahl der Motive lässt der Förderverein den Ausführenden freie Hand. Als Basis wird Architektenpapier verwendet. Das ist etwas kräftigeres Klarsichtpapier. Als Motive wurden aus Laternenpapier bunte Blumen, Herzen und dekorative Muster ausgewählt. Diese werden von einer Gruppe aufgezeichnet, von der nächsten ausgeschnitten und im dritten Schritt auf das Architektenpapier aufgeklebt. Eines der Fenster zeigt zusätzlich das Logo des Vereins.

Zum Abschluss wird der Verein die Fensterbilder selbst im alten Turm anbringen. „Ich kenne mich da ganz gut aus“, beruhigte Gitmans die Tum-Vorsitzende Rankers. Denn die kleinen Flächen in den einzelnen Turm-Etagen machen das Ganze noch etwas schwieriger. „Um so stolzer werden wir in der Adventszeit sein, wenn unsere angestrahlten Fensterbilder den Alten Kirchturm verschönern“, freute sich die Mutigen-Vorsitzende Ottow.