Firmenportrait Anton Hurtz GmbH & Co. KG Nettetaler sorgen für den Transport der Ariane 6

Nettetal-Breyell · Im Unternehmen Hurtz in Nettetal-Breyell werden unter anderem Paletten und Container aus Aluminium für Transport und Lagerung gefertigt. Das Unternehmen plant derzeit den Bau einer neuen Produktionshalle.

Die beiden Geschäftsführer Eric Stolzenberg (links) und Tobias Liedtke begutachten einen Rahmen für das Siebdruckverfahren.

Die beiden Geschäftsführer Eric Stolzenberg (links) und Tobias Liedtke begutachten einen Rahmen für das Siebdruckverfahren.

Foto: Uli Rentzsch

Vor allem Brauereien benötigten in einer früheren Zeit so genannte Eiszellen, um ihre Produkte kühlen zu können. Anton Hurtz hatte 1908 in Düsseldorf damit begonnen, genau diese Eiszellen zu produzieren. Weit über 100 Jahre weiter nutzt niemand mehr diese Kühltechnik, schon, weil Elektrizität und damit heutige Kühlverfahren immer breitflächiger verfügbar waren. Weit über 100 Jahre weiter gibt es aber immer noch die Anton Hurtz GmbH & Co. KG, die seit 1920 in Breyell beheimatet ist. Nach der Währungsreform im Jahr 1948 entwickelte sich Hurtz tatsächlich zur größten Spezialfabrik von Eiszellen - und exportierte weltweit. Bis in die 1960er-Jahre blieb die Eiszellenproduktion stabiles Standbein des Unternehmens.

In den Folgejahren spezialisierte sich die Firma auf die Verarbeitung von Aluminium, Edelstahl und Stahl - und auf die Produktion von Siebdruckrahmen. In den 1990er-Jahren kamen Paletten, Container, Gitterboxen und weitere Spezialkonstruktionen aus Aluminium hinzu.

Und heute? Zum Portfolio gehören weiterhin die Siebdruckrahmen. Zu einer tragenden Säule sind längst die unterschiedlichsten Produkte aus Aluminium geworden. Eric Stolzenberg, technischer Geschäftsführer bei Hurtz, nennt einige Beispiele: „Paletten, Aufsatzrahmen, Transportsicherungen, Spezialcontainer oder Gitter- oder Lochblechboxen.“ Schaut man auf eine Aluminium-Palette im Euroformat, dann hat das 800 mal 1200 Millimeter große Stück ein Eigengewicht von 20,5 Kilogramm, trägt aber auf der Fläche bis zu 3000 Kilogramm. Erwarte der Kunde besondere Maße, sei das kein Problem: Sonderlösungen können gefertigt und geliefert werden.

Der Produktkatalog liest sich wie Buch der 1000 Möglichkeiten, wie etwas transportiert werden kann – oder gelagert werden kann: in der Kühlung oder im Quarantänelager, im Hochregal oder im Gefahrstofflager, geeignet für Lebensmittel, toxische Stoffe, Arzneimittel und Abfallstoffe.

Eric Stolzenberg weist ausdrücklich daraufhin, dass aktuell Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Zerspanungsmechanik und Schweißtechnik gesucht werden. „Einfach bei uns melden“, weist Tobias Liedtke, Geschäftsführer im kaufmännischen Bereich, den Weg. So komme man unkompliziert ins Gespräch. Auf der Firmeninternetseite www.hurtz.de finden Interessenten unter dem Menüpunkt „Unternehmen“ alle weiteren Informationen. Zurzeit sind im Unternehmen drei Auszubildende beschäftigt. Auch für das kommende Jahr sollen Auszubildende eingestellt werden. So lasse sich dem Fachkräftemangel wirkungsvoll begegnen, erklärt Tobias Liedtke: im eigenen Betrieb ausbilden. Um Betrieb, Produktion und Belegschaft kennenzulernen, bietet das Unternehmen regelmäßig Praktikumsplätze an, vor allem, um Jugendlichen die Metallbranche näher ans Herz zu legen.

Aluminium, silbrig-hell glänzend, im Vergleich zu anderen Metallen leicht, hält dicht, lässt sich leicht reinigen, schmeckt nach nichts, ist widerstandsfähig sowohl gegen Backhitze als auch Gefrierkälte, ist leitfähig und mit hervorragenden Barriereeigenschaften ausgestattet: Staub, Keime, Sauerstoff und Licht - nichts durchdringt das Aluminium. Reines Aluminium findet man nicht in der Natur, die höchste Aluminium-Konzentration befindet sich in sogenannten Bauxiten - der Rohstoff für die Aluminiumproduktion. Gut, dass sich Aluminium an der Luft sehr schnell mit Sauerstoff verbindet und so mit einer hauchdünnen Schicht aus Aluminiumoxid überzogen wird. Witterung und Korrosion haben keine Chance. Und: Aluminium ist nahezu vollständig recycel- und wiederverwertbar - ohne Qualitätseinbußen. „Die Reste aus unserer Produktion gehen also komplett wieder zurück in die Presswerke“, erklärt Gesellschafterin Cordula Steinemann und spricht dabei die effektive Nutzung der Ressourcen an. Hurtz nutzt dabei die Kooperation mit vier Presswerken in Deutschland, Belgien und Spanien. Im Unternehmen selbst werden defekte Aluminium-Paletten repariert und wieder der Nutzung zugeführt.

Gebrauch von diesen Eigenschaften macht die Lebensmittel- und Pharmaindustrie, die ein besonderes Auge auf die Hygiene werfen muss. Aber auch andere Branchen nutzen Produkte aus der Hurtz-Fertigung: Automotive, die Industrie im Allgemeinen, Aerospace, der Bau oder die Solarenergie. Zwar wurden Produkte aus dem Hause Hurtz noch nicht in den Weltraum gebracht, aber die Bauteile für die europäische Trägerrakete Ariane 6 wurden in Hurtz-Containern transportiert. Ebenso Impfstoffe in Hurtz-Aluminiumboxen. „Wenn höchster Hygienestandard, höhe Präzision oder leichtes Eigenwicht gefordert werden, kommen wir ins Spiel“, sagt Tobias Liedtke. Die Produkte verlassen das Unternehmen in Richtung Deutschland, Europa und Übersee.

Derzeit laufen die Planungen für eine neue Lager- und Produktionshalle. Der Bauantrag wurde bereits gestellt, ebenso die benötigten Maschinen geordert. „Wir stehen sozusagen in den Startlöchern“, sagt Cordula Steinemann.