Einrichtung des Landessportbunds in Nettetal Vom Hitler-Jugend-Lager zum modernen Sport-Dorf
Nettetal-Hinsbeck · Heute ist das Sport- und Erlebnisdorf des Landessportbundes in Hinsbeck ein Ort, an dem Schulkassen, Gruppen aus Sportvereinen und Familien Freizeit mit viel Bewegung verbringen. Am Anfang standen einst aber Sommerzeltlager der Hitlerjugend.
Auf den Hinsbecker Höhen befindet sich das Sport- und Erlebnisdorf des Landesportbundes (LSB), bis 2014 Jugendferiendorf Hinsbeck genannt. Es besteht aus 30 Ferienhäusern, einem Betreuerhaus, einem Klinkerhuis für Seminargruppen, einer Zweifach-Sporthalle und einer Kletter- und Trampolinlandschaft, dem Bewegungszentrum „Flip Hop“. Das Dorf wird genutzt für Aufenthalte von Schulfahrten und Sportvereinen, aber auch für Fortbildungen, Seminare sowie Familien- und Ferienfreizeiten.
Anfang des 20. Jahrhunderts begannen in Hinsbeck Bemühungen um Urlauber, die dank der Krickenbecker Seen und den großen Naturflächen auf den Höhen schnell Erfolg hatten. 1934 folgte eine große Steigerung, über die die Presse berichtete: „Über 6000 Hitlerjungen werden hier Sommeraufenthalt nehmen. Auf unseren Höhen werden von der Hitlerjugend zwei Sommerzeltlager errichtet werden, und zwar eins am Landschulheim und das andere auf dem Sportplatz der Rhenanen.“ Dieser Sommeraufenthalt für die städtische Jugend wurde in den folgenden Jahren beibehalten. 1937 übernahm die NS-Gruppe „Kraft durch Freude“ die Organisation, die mit Beginn des 2. Weltkriegs eingestellt wurde.
Der Re-Start erfolgte 1951 mit einem ständig aufgebauten Zeltlager inkl. Küchenzelt des LSB auf der noch heute genutzten Fläche. 1955 folgte der Bau eines festen Gebäudes mit Platzwartwohnung, Küche und einer kleinen Turnhalle, letztere stand auch den Hinsbecker Vereinen zur Verfügung. Einen Monat später zogen die ersten 150 Jugendlichen in die weißen, für sechs Personen eingerichteten Zelte, ein. Als Schlafstätten dienten Luftmatratzen, die auf Holzrosten ruhten.
1962 wurde die Hälfte des Zeltplatzes an den Kreis verkauft, das Kreisjugendamt nutzte sie als Jugendzeltplatz. Der LSB behielt eine Hälfte des Zeltplatzes sowie das Gebäude mit Küche und Turnhalle. Letztere wurde 1974 zu einem Tages- und Speiseraum umgebaut und neben den Zelten ein Betreuerhaus errichtet. Ein Jahr später wurden an Stelle der alten 15 LSB-Zelte 15 Holzhäuser errichtet, sowie auf einem neuen Rasen eine Sitzgruppe mit Grillplatz und Spielfelder angelegt. 1977 übergab der Kreis seinen Teil des Zeltplatzes zurück an den LSB. Drei Jahre später ließ dieser die 15 noch vorhandenen alten Zelte durch weitere 15 Holzhäuser ersetzen. Hinzu kam ein zweites Betreuerhaus und eine moderne Großküche.
Um die gestiegenen Erwartungen der Jugendlichen zu befriedigen, wurde das Feriendorf 1990 großzügig ausgebaut. Neben den 30 Holzhäusern entstand eine Doppelturnhalle mit Lehrschwimmbecken. Dagegen protestierten insbesondere die Naturschützer, deren Befürchtungen durch das Versenken von 2/3 der Turnhalle in den Boden umgangen wurde. In einem Anbau wurden dazu 10 Doppelzimmer für Betreuer erstellt.
Da die zeltförmigen Holzhäuser von 1975 und 1980 ohne Komfort wie sanitäre Anlagen waren, wurden sie im Jahre 2000 abgebrochen. Stattdessen erstellte man Doppel-Ferienhäuser, alle mit Aufenthaltsraum, Toilette und Dusche. Die Schlafräume mit acht Betten befinden sich unter der Dachschräge. Gleichzeitig wurde die Küche erweitert, Personalräume errichtet und die gesamte Außenanlage erneuert. Damit hatte man nun ab Juni 2001 Platz für 240 Kinder mit Begleitpersonal und war mit über 15.000 Übernachtungen das größte Feriendorf des LSB.
Um 2015 wurde festgestellt, dass das Lehrschwimmbecken, dass auch von Nettetaler Vereinen genutzt wurde, marode geworden war. Da es von den Besuchern nur noch wenig genutzt wurde, entfernte man es und erbaute stattdessen einen Bewegungsraum mit Rutschen, Klettergebirgen und Tunnelsystemen, der 2019 unter dem Namen „Flip Hop“-Halle freigegeben wurde. Dieser Raum hat sich, neben der Doppelturnhalle, als Anziehungspunkt für die Jugend etabliert.