Steigende Mitgliederzahlen Mehr Düsseldorfer treiben Sport in Vereinen – teils gibt es Wartelisten

Düsseldorf · Die Mitgliederzahlen steigen, rund jedes zweite Kind in der Stadt ist mittlerweile aktiv. Das birgt allerdings auch Herausforderungen.

Zum Start der EM wurde beim TV Angermund ein Kunstrasenplatz eröffnet. Der Bedarf an Plätzen ist bei vielen Vereinen groß.

Foto: Winfried Raffel/TV Angermund

Die Mitgliederzahlen in den Düsseldorfer Sportvereinen sind zuletzt deutlich gestiegen. Rund jedes zweite Kind in der Landeshauptstadt ist in einem Verein aktiv, insgesamt sind es nach Angaben des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen aktuell mehr als 151 400 Menschen. Nach einem „Corona-Knick“ gibt es damit nun mehr Sportvereinsmitglieder als noch vor der Pandemie. Diese Entwicklung bringt allerdings auch Herausforderungen mit sich. So werden vielerorts mehr Übungsleiter, Trainer und Helfer benötigt. Zudem sind einige Wartelisten extrem lang, zum Beispiel in Fußball-Abteilungen. Dort ist ein zusätzlicher Boom durch die EM im eigenen Land aber bislang noch nicht feststellbar.

Um einen Effekt durch die Euro 2024 erkennen zu können, sei es noch zu früh, erklärt Peter Frymuth, Präsident des Fußballverbandes Niederrhein und Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Das liegt auch daran, dass gerade in den Sommerferien der Betrieb in den Vereinen nur eingeschränkt stattfindet. Entscheidend seien nun die kommenden sechs bis acht Wochen nach den Sommerferien, so Frymuth. „Dann wird sich zeigen, ob noch mehr Kinder in die Vereine kommen.“ Ohnehin gebe es im Fußball aber momentan einen „permanenten Aufschwung“.

Zweiter Kunstrasenplatz für Sparta Bilk soll gebaut werden

Das ist auch in der Fußball-Abteilung des Vereins DJK Sparta Bilk zu beobachten. Dort trainieren rund 20 Jugend-Mannschaften mit etwa 330 Kindern, berichtet Geschäftsführer Michael Klause. „Auf der Warteliste stehen weitere 100 bis 120 Interessierte und jede Woche kommen zwei bis fünf neue hinzu.“ Inzwischen könne man das Interesse losgelöst von Sportgroßveranstaltungen wie der Fußball-EM oder auch Weltmeisterschaften betrachten. Er zumindest könne keine gestiegene Nachfrage durch die Turniere erkennen. Die Hoffnungen von Klause liegen nun auf dem zweiten Kunstrasenplatz, der spätestens Anfang 2026 für Sparta Bilk gebaut werden soll. Der Fußballverband Niederrhein und die Stadt Düsseldorf hatten die Fußball-EM zum Anlass genommen, ein Modernisierungspaket auf den Weg zu bringen. Dieses gilt für die Anlage in Bilk, außerdem für Plätze in Benrath, Wersten, Lohausen und Düsseltal. Zum Start der Euro 2024 wurde bereits der neue Kunstrasenplatz beim TV Angermund eröffnet. Der Grund, weshalb er nicht mehr Kinder aufnehmen könne, liege aktuell vor allem darin, dass nicht genug Platz zur Verfügung stehe, so Michael Klause. „Auch Trainer sind schwierig zu finden, aber wir rekrutieren inzwischen einfach die Eltern. Wenn die ihren Kindern das Training ermöglichen wollen, müssen sie sich auch mit einbringen – anders geht es nicht.“ Er weiß, dass es auch in anderen Sportvereinen ähnlich aussieht. Als Beispiel nennt er DJK Tusa 06, ebenfalls in Bilk ansässig, mit dem Sparta Bilk in engem Kontakt stehe. Man helfe sich gegenseitig auch mal aus. Insgesamt stieg die Zahl der Mitglieder in den Düsseldorfer Sportvereinen von Anfang 2023 auf Anfang 2024 um 4,3 Prozent (rund 6500 Personen mehr). Mit Blick auf den Jugendbereich lag der Zuwachs im gleichen Zeitraum bei sechs Prozent (knapp 3500 Kinder und Jugendliche mehr). Wie Rainer Klaeren, Vorstandsvorsitzender des Stadtsportbundes erklärt, wohnen in Düsseldorf knapp 100 000 Kinder und Jugendliche. Mehr als 53 000 seien jetzt Mitglied in einem Sportverein. „Das finden wir eine ganz tolle Leistung“, so Klaeren. Dass die Tendenz bei den Mitgliederzahlen nicht nur in den Fußball-Abteilungen steigend ist, zeigt das Beispiel Schwimmen. Vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2024 ist ein Plus von 35 Prozent erkennbar (38 Prozent im Kinder- und Jugendbereich). In den Fußball-Abteilungen stiegen die Mitgliederzahlen nach Angaben des Landessportbundes in dem Zeitraum insgesamt um 16 Prozent (22 Prozent bei den Kindern und Jugendlichen). Auch Klaeren betont: So erfreulich die Zahlen auch seien. „Daraus entwickelt sich wirklich ein totaler Mehraufwand für die Vereine.“ Das gelte mit Blick auf die personelle Lage, aber auch, was Raum- und Platzbedarfe
angehe.