Borusse freut sich auf Olympia Dang Qiu auf Medaillenkurs
Düsseldorf · Der Borusse fährt erstmals zu Olympischen Spielen – mit großen Hoffnungen auf einen Rang ganz vorne. Sein prominenter Mannschaftskollege Timo Boll traut dem Deutschen mit chinesischen Wurzeln in Paris einiges zu.
Die Vorschusslorbeeren für Borussia-Tischtennisprofi Dang Qiu kommen aus berufenem Munde. Kein Geringerer als Rekord-Europameister, Rekord-Tischtennis-Olympiateilnehmer und Vereinskamerad Timo Boll traut seinem Teamkameraden bei den Olympischen Spielen in Paris einiges zu. „Er ist ein Wettkämpfer, er bringt im Wettkampf auch seine besten Leistungen. Er kann in jedem Wettbewerb, glaube ich, eine Medaille holen“, meint Boll. „Für Dang werden es seine ersten Olympischen Spiele. Das hat er sich wahrlich verdient. Er hat in den letzten zwei, drei Jahren überragend gespielt.“ Das würde bedeuten, dass der 27-jährige Qiu mit der Mannschaft, im Einzel und Mixed jeweils eine olympische Plakette mit nach Düsseldorf zurücknehmen würde. Damit gehört Qiu in Paris zu den vielbeschäftigten Tischtennisspielern, denn er ist in jedem der olympischen Tischtennis-Wettbewerbe aktiv.
Boll hatte Qiu vor etwas mehr als zwei Wochen die Nachricht von seiner endgültigen Nominierung überbracht. „Es hat mich tierisch gefreut, über die Nominierung von Timo informiert worden zu sein“, verrät Dang. „Über meine ganze Karriere habe ich schon viele Tipps von Timo bekommen. Es ist jetzt meine dritte Saison mit ihm zusammen im Verein. Wir sind auch langjährige Nationalmannschaftskollegen. Es ist für mich ein riesiger Vorteil, dass ich aus solch einem Erfahrungsschatz schöpfen kann.“
Das allein wird aber nicht reichen, um in Paris tatsächlich erfolgreich zu sein. „Ich bin mitten in der Vorbereitung und hoffe, ich kann noch eine Schippe drauf legen, um in absoluter Topform nach Paris zu reisen“, offenbart der Borusse. „Wir haben bereits drei Nationalmannschaftlehrgänge in Düsseldorf abgehalten, einer wird noch folgen.“ Und die „Paris Challenge“ steht noch aus, das Vorbereitungsturnier der Tischtennis-Olympiafahrer am 19. und 20. Juli in der Heimspielstätte der Borussia. „Da wollen wir uns den letzten Schliff und die Wettkampfhärte für die Spiele holen“, so Qiu.
Nicht nur Boll, auch der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes, Richard Prause, hat hohe Erwartungen. Von der Herrenmannschaft mit Qiu, Boll und dem Ex-Borussen Dimitrij Ovtcharov fordert er eine Medaille. „Jede andere Zielvorgabe wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Deutschland ist hinter China an Position zwei gesetzt“, offenbart Qiu. „Aber wir wissen auch, dass es einige Teams gibt, die uns gefährlich sind.“ Dabei denkt er unter anderem an Frankreich, Taiwan, Japan oder Korea.
Der aktuelle Weltranglistenelfte wird sich in Paris allerdings nicht die volle Dröhnung Olympia abholen. „Am 26. Juli werden die Olympischen Spiele mit der Eröffnungsfeier begonnen. Da werde ich nicht dabei sein, weil ich bereits am 27. meine erstes Spiel im Einzel bestreiten muss“, so Qiu. „Ob ich so lange bleibe, um die Schlussfeier mitzumachen, wird sich zeigen.“
Auf die offizielle Nominierung durch den Olympischen Sportbund (DOSB), dass er in der französischen Hauptstadt Teil der bundesdeutschen Olympia-Mannschaft sein wird, darauf hat Qiu seit Mai 2023 gewartet. Damals gewann er mit Nina Mittelham (TTC Berlin Eastside) bei den European Games den Mixed-Wettbewerb, was mit der persönlichen Qualifikation für das weltweit bedeutendste Sportfest verbunden war. Eine Garantie für seine Olympia-Premiere war das allerdings nicht. „Wenn ich vom Deutschen Tischtennisbund nicht in die Mannschaft geholt und vom DOSB bestätigt worden wäre, hätte mir der European Games-Erfolg gar nichts gebracht“, erläutert Qiu. „Ich musste meine Leistung also, genau wie die anderen im Team, die ganze Saison über bestätigen.“
Das gelang mit starken Ergebnissen auf der World Tabletennis-Tour. „Ich weiß nicht, wie viele Flugmeilen ich gesammelt habe, aber es waren viele, sehr viele“, so „Qiu. „Wegen der vielen Zeitumstellungen war es ein sehr hartes Jahr.“ Deshalb genießt es Qiu, dass die Vorbereitungslehrgänge quasi vor seiner Haustüre in Düsseldorf stattfinden.
„Ich bin auf alles vorbereitet, auch mental“, so Qiu. „Ich habe viele Gespräche mit Timo und auch Bundestrainer Jörg Roßkopf geführt. Der war ja auch ein paar Mal bei den Spielen dabei.“ Roßkopf stand bei den Borussen unter Vertrag, als er 1992 Olympia-Zweiter im Herren-Doppel und 1996 Olympia-Dritter wurde.