Borussia nach dem Doublegewinn Aufbruch in eine neue Ära
Düsseldorf · Borussias Tischtennisspieler blicken nach dem Double auf Olympia und die letzte Saison mit Timo Boll.
Nach dem Double der Borussia, die Tischtennisspieler gewannen im Januar den nationalen Pokalwettbewerb und am vergangenen Wochenende die deutsche Meisterschaft, fällt die Bilanz positiv aus. „Die Mannschaft hat geliefert. Mit den beiden Titeln haben wir gezeigt, dass wir die Nummer eins in Tischtennis-Deutschland sind“, stellt Borussia-Manager Andreas Preuß fest. „Wir waren ja auch nur einen Ball vom Triple entfernt, weil wir im Champions League-Finale auch Matchbälle hatten. Es war eine hervorragende Saison.“
Aber der Stachel des knapp verlorenen Champions League-Finales sitzt tief. „Wenn du gefühlt den Pott schon in deinen Trophäenschrank stellst, der Pokal aber dann woanders steht, ist das ärgerlich“, so Preuß. „Aber in einer Saison, in der unsere Spieler ebenfalls gefühlt mehr mit der Qualifikation für die Olympischen Spiele zu tun hatten als mit der Borussia, darf man sich eigentlich nicht ärgern.“
Besonders weil der lange und harte Weg zur Olympianominierung für vier der sechs Borussen erfolgreich war. Zwar mussten die Spieler jede Menge Auslandsaufenthalte, Turnierteilnahmen, enorm viele Flugmeilen und Weltranglistenpunkte dafür sammeln, aber es hat sich gelohnt. Oft überschnitten sich WTT-Turniere und Bundesliga. Es war nicht immer leicht, alle Termine zu koordinieren und einige Male standen Europameister Dang Qiu, Mannschaftseuropameister Anton Källberg und Rekord-Europameister Timo Boll auch mit Jetlag am Tisch. Doch noch vor dem Double hatte sich das Borussia-Toptrio für die deutsche und schwedische Olympia-Auswahl qualifiziert. Und Borussia-Stand-by-Spieler Sharat Kamal Achanta wird sogar die indische Flagge bei der Eröffnungsfeier tragen.
Der Meisterschaftserfolg wird allerdings von Bolls Ankündigung, sich nach den Olympischen Spielen aus dem internationalen Sportgeschehen und nach der Saison 2024/25 auch aus den nationen Wettbewerben zu verabschieden, überschattet. „Ich fange an, jedes Spiel von ihm zu genießen“, so Preuß.
Der Manager denkt selbstverständlich bereits an die Nach-Boll-Ära der Borussia, obwohl die ja erst in einem Jahr beginnt. „In der Saison 25/26 stehen noch Dang und Anton bei uns unter Vertrag. Das ist die Basis“, so Preuß. „Aber es stehen jetzt einige Fagen im Raum, die wir möglichst schnell beantworten müssen.“ Holt die Borussia noch einen Top-Mann? Wer wird für den erfolgreichen Alltag in der Bundesliga verpflichtet? Wie entwickeln sich die Youngster Kay Stumper und Borgar Haug? Das sind Fragen, die nach Antworten suchen. „Kay und Borgar haben wir ja geholt, damit sie sich im Schatten der Top-Drei in Ruhe entwickeln können und nicht den Druck haben, unbedingt jedes ihrer Matches gewinnen zu müssen“, erläutert der Manager. „Mit der Entwicklung von Kay sind wir im Moment nicht so glücklich, aber er bekommt noch die nächste Saison Zeit. Bei Borgar ist die Entwicklung ganz in Ordnung.“
Der Manager sieht nach der Boll-Ära, der inzwischen 43-Jährige spielt seit 17 Jahren für die Borussen und hat dabei fünfmal die Champions League, 14-mal die deutsche Meisterschaft, elfmal den nationalen Pokal und einmal den ETTU-Pokal gewonnen, eine Zeit des Aufbaus gekommen. „Wir müssen nicht um jeden Preis Titel gewinnen Wir werden nicht sofort den nächsten Boll finden“, offenbart Preuß. „Außerden geht es ja nicht nur um Spielstärke. Die Neuen müssen auch charakterlich und in unser Mannschaftsgefüge passen.“
Klar ist, dass es nach Boll eine Zäsur bei der Borussia geben wird, um die so schonend wie möglich zu gestalten, steht bereits jetzt einiges auf dem Prüfstand. Antworten, Entscheidungen oder gar Neuverpflichtungen sind aber noch nicht zu vermelden. „Aktuell konzentrieren sich alle auf die Olympischen Spiele. Vor September brauch man in diesem Jahr keinen guten Spieler mehr ansprechen“, so Preuß. Und ganz so dringend ist es ja auch noch nicht, Timo Boll spielt nächstes Jahr ja noch für die Borussia, vielleicht sogar als Olympia-Medaillengewinner 2024.