Drei Jahre Arbeit auf 445 Seiten
Hans Kohnen hat das vierte Hinsbecker Lesebuch vorgestellt.
Hinsbeck. Um die 29 Kirchen, Kapellen und Wegekreuze des Bergdorfs geht es im vierten Hinsbecker Lesebuchs, das Hans Kohnen nach drei Jahren Arbeit fertig gestellt hat. Zur Vorstellung des 445-Seiten-Werks „Geschichte und Geschichten eines Dorfes am Niederrhein“ kamen am Dienstagabend rund 100 Interessierte ins Haus Josten-Germes.
Herausgeber ist wie bei den Bändern zuvor der Verkehrs- und Verschönerungsverein Hinsbeck. Dessen Vorsitzender Peter Beyen unterstrich: „Heimatkundliche Bücher schlagen Brücken zwischen den Generationen, tragen zur Identifikation und Integration bei.“ Hans Kohnen habe erneut fast Vergessenes, Originelles, Historisches und Privates sensibel zusammengetragen, verwoben mit der Geschichte der Bauwerke und Erbauer.
Als Kohnen die Geschichte der Marien-Kapelle erforschte, fand er auch heraus, dass in den Jahren 1936 bis 1945 im Marien-Hospital Hinsbeck auch geistig Behinderte aus Süchteln betreut wurden. „Sie sollten hier Schutz finden. Viele von ihnen wurden aber von den Nazis abgeholt und getötet.“ Mehr als 1500 psychisch Kranke aus Süchteln und Hinsbeck wurden von den Nazis umgebracht. „Daran sollte man in der Kapelle des Marienheimes erinnern“, regte Kohnen an.
Weltweit wohl einmalig sei die Geschichte der Kapelle auf dem Stegerhof in Oirlich. Gebaut hat sie Josef Steger, Mitbegründer der Steyler Missionare. Er war als Ulanen-Offizier schwer verwundet worden. Nachdem er aus dem kaiserlichen Dienst ausgeschieden war, ging er nach Steyl, um Missionar zu werden.
Um seine Krieger-Pension zu behalten, musste er sechs Monate pro Jahr in Deutschland leben. Weil er auch in dieser Zeit in einer Kapelle beten wollte, ließ er eine am Stegerhof bauen. Dafür waren umfangreiche kirchliche Genehmigungen notwendig: des Bischofs von Münster, des Steyler Ordens-Kardinals aus Rom und des Päpstlichen Nuntiuss im Vatikan. Pater Arnold Jansen kam am 22. Septemberr 1887 persönlich zur Visitation und Einweihung nach Oirlich.
Pater Krause, Rektor des Steyler Missionsklosters, der Kohnen Zugänge zu den Ordensarchiven in Steyl und Rom ermöglichte, überraschte am Dienstagabend mit einem neuen Fund: „Ich habe den Personalbogen von Josef Steger in Rom gefunden und eine Kopie mitgebracht.“ lg