Ein Rentner startet durch
Comedy: Herbert Knebel begeistert mit seinem „Affentheater“ und dem Programm „Love is in Sie Er“ in der Werner-Jaeger-Halle.
Lobberich. Im Alter muss es „mitte Errotik“ noch nicht vorbei sein. Das mit den Hormonen geht bis nach der Beerdigung. Da ist Herbert Knebel sicher. Horst Koslowski mit der Johanna Fleischer hat er neulich noch vor dem Dessousgeschäft stehen sehen — dem Sanitätshaus Sprenger.
Herbert Knebel und sein „Affentheater“ Ozzy Ostermann, Ernst Pichel und der Trainer haben sich im aktuellen Programm „Love is in Sie Er“ der Liebe gewidmet — „dat große Thema vonne Menschheit“.
Das Quartett ist Kult. Daher braucht es nicht viel, um das Publikum in der Werner-Jaeger-Halle auf Temperatur zu bringen. Kaum schluffen die Ruhrpott-Rentner auf die Bühne und geben ihre Anekdoten aus Essen-Altenessen zum Besten, lacht der Saal.
Dabei stellt sich Knebel schon die Frage, ob sich der ganze Aufwand um die Liebe lohnt. Allein die Hochzeit: Da müssen Eheringe her, mit „Gravitationen“, wie „wenn du kaputt gehst, geh ich mit“. Kaum verheiratet, kehrt in den Flitterwochen der Alltag ein, „wenn er schnarcht und sie furzt“.
Am Dienstagabend geht es den Rentnern aber nicht nur um die Liebe zum anderen Geschlecht, sondern auch zu Tieren, Technik, Sport und Autos. „Dat erste Auto vergisste nich. Dat ist anders als bei de Frauen“, philosophiert Knebel. „Aber im Gegensatz zum Auto kannste bei de Frauen auch heute noch viel selber machen“, entgegnet Ernst.
„Das sind heute andere Zeiten als zu anderen Zeiten“ — wer will Knebel da schon widersprechen. Der weiß einfach alles — und das besser: ob Flätsräts für Handys, Kennenlernen in Chatrooms oder das Abenteuer Frauenparkplatz im Parkhaus.
Dabei verstecken sich hinter Hornbrille, Altherren-Mütze und Hosenträgern richtige Rocker. Ozzy, Ernst und der Trainer sind für Knebel nicht nur kongeniale Gesprächs- und Comedy-Partner, sondern auch hervorragende Musiker an Gitarre, Bass und Schlagzeug. Kein Klassiker ist vor Verfremdung sicher, sei es „Radar Love“ (Rentner-Love), „I’m a Believer“ (Sie ist ein Retriever) oder „Lola“ (die sich als Lothar entpuppte).
Das Beste zum Schluss: In der Zugabe lassen es Knebel und Co. krachen und machen sich statt auf den „Highway to hell“ auf den „Heimweg zu schnell“ — samt Ozzy Ostermann als Angus Young. Und es ist dem letzten Besucher klar: Im Alter muss es „mitte Rock-un-Roll-Musik“ noch nicht vorbei sein.