Nettetal Der Meister gibt Grill-Tipps
Nettetal. · Erik Radmacher ist Deutscher Grillmeister – und gibt sein Profiwissen gerne weiter.
Wenn das Hähnchen auf der Altbierbüchse brutzelt, leuchten die Augen von Erik Radmacher. Anderthalb Stunden lang grillt sich das obergärige Gerstensaftaroma bei 160 Grad in jede Faser des Gockels. So empfiehlt es der Grillmeister aus Lobberich. Der ideale Tipp für das Wochenende, das perfektes Grillwetter bietet. Der 39-Jährige gehört zur Elf von Wild West BBQ. Die elf Cowboys aus Nettetal, Mönchengladbach, Erkelenz und Heinsberg sind seit sieben Jahren kreative Griller.
Neun Männer und zwei Frauen haben sich der kulinarischen Kunst des Barbecue verschrieben. „Was das Klischee widerlegt, dass nur Männer am Grill stehen“, sagt Radmacher, der in der BBQ-Elf so etwas wie der Mittelstürmer ist. Denn Erik ist als gelernter Koch und Küchenmeister mit Fleischer Alex Lemming der einzige im Team, der vom Fach ist. „Wir haben Schreiner, Informatiker, Buchhalter und andere Berufssparten in unserer Mannschaft“, beschreibt Erik. Dafür hat die Elf unter Kapitän Stefan van den Eertwegh es weit gebracht: Sie darf sich seit 2018 Deutscher Amateurgrillmeister nennen.
Am 23. Juni geht es zur Südwestdeutschen Meisterschaft
Auf diesen Lorbeeren ruhen sich die Brutzlerfreunde aber keineswegs aus. Am 23. Juni geht es zur Südwestdeutschen Meisterschaft nach Bexbach, am 7. Juli ist die Jucunda-BBQ in Jüchen, im September die NRW-Meisterschaft in Krefeld-Hüls. Noch nicht im Terminkalender, aber immerhin in den Köpfen haben die Niederrhein-Griller auch eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft. Bis dahin trainieren sie noch fleißig. Das passiert meist in der Hinsbecker Grillhütte von Kapitän van den Eertwegh. „Zurzeit sind Burger in, da probieren wir eine Menge aus“, sagt Radmacher. Ob als Hackfleisch-Patty, Pulled Pork, vegetarisch mit Couscous-Patty oder Fisch – das ist dem Wild-West-Team schnuppe. Ebenso wie mit dem Vorurteil „nur Männer am Grill“, so räumen die BBQ’er auch damit auf, dass ausschließlich Fleisch auf den Rost gehört. „Beim Burger ist es beispielsweise der Kichererbsen-Patty“, sagt Radmacher
Ihm fällt tatsächlich kein Lebensmittel ein, das er nicht auf den Grill legen würde. Neben Fleisch, Fisch, Gemüse, Kuchen und Obst setzt das Team sogar Eis auf Feuer. „Frittiertes Bacon-Eis ist ein Genuss“, sagt Radmacher. Neben dem angeschwipsten Bier-Hähnchen und dem hippen Barbecue-Burger verweist er auf Saisonales: „Grüner Spargel im Parmaschinkenmantel, langsam gegrillt, das ist eine Köstlichkeit.“ Ganz nackig mag Radmacher hingegen weder das Stück Fleisch noch die Wurst auf Kohle oder Gas legen. Der Tipp des Profis: das Schweinefilet im Speckmantel mit Backpflaumen. Oder die Wurst im Schlafrock. Der Rock ist aus Teig, der mit einer der vier selbstproduzierten Saucen des Teams bestrichen ist.
Warum liegt Grillen überhaupt so im Trend, zumal jetzt das Wetter auch die letzte Frostbeule nach draußen locken dürfte? Für Radmacher liegt das auf der Hand: „Grillen ist gesellig. Und man ist draußen, die Küche bleibt sauber“, sagt er.
Dass der Griller einem archaischen Gefühl gehorcht, das auch den urzeitlichen Jäger trieb, muss er nicht erst groß erklären: Der sehr zufriedene Gesichtsausdruck, wenn er die Flamme am Grill „Napoleon“ an wirft und die Zange zur Hand nimmt, spricht auch ohne Worte Bände.
Können die Wild-Westler auch Wild, wie es ihr Name verheißt? „Klar“, sagt er, und verweist auf die Sächsische Wildgrillmeisterschaft im Oktober 2018, als die Niederrhein-Elf Rehnuss und Wildschweinnacken grillte. Dafür dürfen sie sich Grillmeister nennen. Gerne verrät Radmacher in den Grillkursen, dass er – ganz Kerl – auf das männlichste aller Steaks steht: Tomahawk. Das brät der Grillchef in seiner „Sizzle Zone“ bei 815 Grad scharf an und lässt es sodann eine Halbzeit, also 45 Minuten, bei lockeren 110 Grad garen. Mehr Wild-West geht nimmer.