Im Kreis leben 48 Säugetierarten

Markus Heiners und Peter Kolshorn informieren über die verschiedenen Tiere in der Region.

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Nettetal. Wo sind die Feldhamster im Raum zwischen Kaldenkirchen und Tegelen geblieben? Seit Neubau der Autobahn hat niemand mehr die Tiere gesehen. Bedauerlich daran ist, dass es auch sonst keinen Nachweis über Hamster in der Region gibt. Welche Säugetiere überhaupt hier leben, welche nicht mehr und welche künftig heimisch werden könnten, berichteten Markus Heines und Biologe Peter Kolshorn im Infozentrum der Biologischen Station in Krickenbeck.

Grüne und rote Dreiecke, mal gehäuft, mal vereinzelt, markieren in der Karte des Kreises ältere und neuere Meldungen von Tierarten. Der Viersener Säugetieratlas ist Teil des überregionalen Atlasprojekts. Es soll Aufschluss geben über den Bestand heimischer Arten von der winzigen Zwergspitzmaus bis hin zum Damwild, vom allgegenwärtigen Eichhörnchen bis zum kaum bekannten Marderhund.

„48 Säugetierarten sind im Kreis Viersen nachgewiesen“, berichtet Heines. Seit Jahren forscht und sucht er nach ihnen. „Die einfachste und schönste Methode ist natürlich die Sichtung“, erzählt Heines den rund 50 Zuhörern. Weitere Nachweise sind Spuren, Totfunde oder Kot von Tieren. Dabei hat der Forscher Unterstützung in der Natur: „Die Schleiereule ist ein wichtiger Helfer im Projekt.“ Tausende Gewölle, Speiballen von unverdaulichen Nahrungsresten wie Zähnen, Knochen, Haaren, hat Heines untersucht und „16 Tierarten entdeckt“, die zum Beutespektrum der Eule gehören.

Die recht große Wasserspitzmaus, die klettergewandte Zwergspitzmaus — Heines stellte jede Art in Lichtbildern vor, verriet Wissenswertes, etwa dass die Zwergfledermaus das häufigste Fledertier von elf Arten im Kreis Viersen ist. Als erfreulich bezeichnet Heines „die Erfolgsgeschichte vom Biber“, der an der Schwalm heimisch ist. Zudem habe sich der Bestand der Dachse erholt, besonders im Grenzwald.

Überhaupt weisen Grenzwald und Krickenbeck, Brachter Wald und Lüsekamp besonders viele Dreiecke in der Karte auf: Die Naturschutzgebiete im Westen scheinen artenreicher. Von dort breiten sich allerdings auch, wie der Atlas verdeutlicht, Wildschweine Richtung Osten aus — „zum Nachteil von Bodenbrütern und seltenen Reptilien wie Schlingnatter und Kreuzotter“, die zertrampelt und gefressen werden.

Kaum je gesichtet, aber doch nachgewiesen sind eingewanderte Beutegreifer wie Marderhund, immer häufiger Waschbär und sogar der Mink; letztere Nerzart dürfte aus der ehemaligen Farm in Breyell entwichen sein. Ein „regelrechtes Phantom“ ist für Heines die Kleinwühlmaus. Sie ist nachgewiesen, wurde bisher aber nie gesehen.

Die Biologen hoffen natürlich, eine solche Tierart einmal zu Gesicht zu bekommen — und vielleicht „Fischotter, Rothirsch oder Wildkatze“. Deren wachsenden Bestände in Limburg und in Nachbarkreisen lassen vermuten, dass sie bald die Kreis- und Landesgrenze überschreiten. Heines: „Und warum soll nicht irgendwann mal Wölfe hier durchziehen?“

Wölfe vielleicht — aber Feldhamster wohl kaum noch: Das „in Deutschland bunteste Säugetier“ habe durch „intensive Landwirtschaft keine Chance, Baue zu errichten“. Der Einsatz großer Maschinen, nach der Ernte sofort umgepflügte Felder ließen den Tieren kaum Lebensraum. Heines: „Wo soll, bitteschön, der Hamster hier noch hamstern?“