Lobberich Wissen, wo Ehrenamtlern der Schuh drückt
Lobberich. · In Lobberich sprach Staatssekretärin Milz mit freiwilligen Helfern über ihre Anliegen.
Andrea Milz stürmt durch die Tür, setzt sich an den Tisch und schmiert sich ein Brötchen. Der Termin an diesem Vormittag im Lobbericher Café Floral ist für die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt entspannt, es gibt Kaffee, Saft und Aufschnitt. Ganz so leicht ist es für Milz dann aber doch nicht: Denn die 56-Jährige stellt sich gleichzeitig den Fragen und Anliegen der Besucher. Die sind allesamt Vertreter von Nettetaler Vereinen – und haben zum Thema Ehrenamt eine ganze Menge zu sagen.
Viele Vereine leiden unter Bürokratie und wenig Nachwuchs
Mit fünf bis sechs Terminen am Tag, so berichtet die Staatssekretärin, reist sie durch das Land, spricht mit Menschen, die sich unentgeltlich engagieren und spricht mit ihnen über Verbesserungsvorschläge zur Situation des Ehrenamts. Ihre Mitarbeiter touren derweil mit dem Bus durch alle 54 Kreise und kreisfreien Städte im Land und führen an ihren aufgebauten Pavillon Gespräche. „Wir wollen hören, was Sie zu sagen haben“, erklärt Milz im Café Floral. „Nur dann wissen wir, was wie wo läuft.“ Sie skizziert die häufigsten Anliegen, die ihr begegnen: die Nachwuchsgewinnung, der Umgang mit Bürokratie, wie sich Vereine attraktiv gestalten können und wie die Digitalisierung für das Ehrenamt genutzt werden kann.
Monika Ioannidis vom Berufsorientierungsverein „baseL“ bemängelt fehlende Übersicht bei Finanzierungsmöglichkeiten: „Man weiß nie genau, wo es Fördermittel gibt“, sagt sie. Darum plädiert sie für eine Datenbank, in der die Möglichkeiten übersichtlich erfasst sind. Zudem wünscht sie sich Hilfestellung bei der Beantragung und Umsetzung: „Damit sind viele Ehrenamtler überfordert“, sagt sie. Jürgen Hendricks (Stadtsportverband Nettetal) pflichtet ihr bei: „Mir fehlen bei Fördergeldern die Bezüge. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass Gute Schule auch für den Sport da ist.“ Das Förderprogramm Gute Schule 2020 kann auch für Sportstätten verwendet werden, die auf einem Schulgelände liegen, bestätigt Milz und schreibt mit. „Was wir dringend brauchen, ist eine Digitalplattform, die alles weiß“, sagt sie. „Ist notiert.“
Jürgen Boyxen (Theater unterm Dach) berichtet, sein Verein habe Rücklagen bilden wollen, dann sei ein Brief vom Finanzamt gekommen. „Man wollte wissen, was wir mit den Rücklagen planen“, sagt er. „Sonst wäre es um den Entzug der Gemeinnützigkeit gegangen.“ Milz zeigt Verständnis. „Das ist total verrückt“, sagt sie. Auch das Thema Gemeinnützigkeit stehe darum auf ihrer Themenliste sowie der Versuch, die jährlichen Einnahmen von bis zu 17 000 Euro, die gemeinnützige Vereine nicht versteuern müssen