Nettetaler Flüchtling will Unterstützung zurückgeben

Salem Ahmed floh aus Eritrea. Seit eineinhalb Jahren lebt er in Breyell. Nun engagiert er sich in der Flüchtlingshilfe.

Foto: Joachim Burghardt

Nettetal. So jemanden wünscht man sich als Nachbarn: Freundlich, höflich, hilfsbereit ist der junge Mann. „Ich bin dankbar dafür, dass man mir geholfen hat. Und darum möchte ich auch etwas zurückgeben“, sagt Salem Ahmed.

Der Breyeller, der aus Eritrea fliehen musste, steht Flüchtlingen zur Seite, die nach Nettetal kommen. Und er hat das Emblem entworfen, das den Ausweis für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Nettetal ziert. So kunstvoll und professionell, dass er dafür sehr viel Lob bekommen hat. Geld gab es allerdings nicht. „Ich wollte keine Bezahlung. Das soll ein kleines Dankeschön von mir sein“, sagt er.

Und so sieht es aus, dieses Logo auf dem Ausweis: Eine kleine Familie im Kreis, Eltern mit dem Kind in der Mitte, umringt von vier Händen, die schützen, halten und Geborgenheit geben. Die aber auch zu winken oder zu segnen scheinen. Und die offen sind zum freundlichen Willkommensgruß. Alles in Grün und Blau gehalten. „Ich habe die Nettetaler Stadtfarben gewählt, das schien mir passend“, sagt Salem, der die Stadt mag: „Hier bekommst du alles, was du brauchst.“ Die Natur, die Landschaft, die Seen — „alles sehr schön“.

Selbst mit dem niederrheinischen Wetter kommt er klar: „Meine Heimatstadt in Eritrea ist sehr hoch gelegen, da ist das Klima ähnlich wie hier.“ Anders allerdings sei das Miteinander der Menschen. „Die Leute hier sind wirklich nett. Ich habe viele Freunde“, sagt Salem, lächelt und senkt den Blick.

Er ist einen Moment lang still und deutet an, in Eritrea habe er anderes erleben müssen, spricht leise, flüsternd fast von Druck, Zwang, Gewalt. Nicht von ungefähr wird das Land im Nordosten Afrikas oft als riesiges Gefängnis bezeichnet. Von dort musste Salem fliehen. Zurück kann er nicht, weil es zu gefährlich ist.

Mittlerweile ist Salem rund eineinhalb Jahre in Nettetal, lebt in einer kleinen Wohnung in Breyell, denkt oft an seine Familie, hat Kontakt, hofft, dass sie vielleicht später nachkommen könne: „Hier ist es sicher.“ Sein Asylantrag ist bewilligt. Derzeit absolviert der 33-Jährige einen Integrationskurs, bald steht die nächste Deutsch-Prüfung an: „Ich glaube, das kann ich schaffen“, sagt er. Mit Recht: Er spricht durchaus fließend Deutsch, wirft nur ab und zu ein paar englische Worte ein. Und er weiß, dass er die Sprache brauchen wird, weil er wieder in seinem erlernten Beruf arbeiten möchte: „Ich bin Grafik-Designer.“

Daher also die Fertigkeit, ein prägnantes Logo zu entwickeln, das mit wenigen Symbolen so viel Aussagekraft hat. Das aber auch seine künstlerische Ader verrät. Darauf kann er durchaus stolz sein, oder? „Naja, ein bisschen“, lächelt Salem bescheiden.

Der Ausweis mit seinem Logo wird in diesen Tagen an die Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit verschickt. Die Helfer und Betreuer sind beim Koordinator für ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit registriert, auch in den Unterkünften für Flüchtlinge bekannt und kommen regelmäßig zu Runden Tischen zusammen.

Ehrenamtlich engagiert ist auch Salem: „Ich versuche, anderen Flüchtlingen besonders aus Eritrea zu helfen.“ Dabei fungiert er vor allem als Dolmetscher. Ihnen zu helfen, ist für Salem Ehrensache: „Ich habe ja auch Hilfe und Unterstützung erfahren.“