Nettetaler nähen gemeinsam mit Flüchtlingen

Das Projekt der Nettetaler Flüchtlingshilfe kommt äußerst gut an und soll ausgeweitet werden.

Foto: Burghardt

Nettetal. Ein Stich in den Finger, ein kurzer Schreck und dann doch ein Lächeln: „War nicht schlimm“, sagt Senait über ihre ersten Versuche an der Nähmaschine. Mittlerweile ist sie fit am Gerät, braucht nur ab und zu ein paar Tipps. Senait stammt aus Eritrea, sitzt mit anderen geflüchteten Frauen in einem Raum voller Nähmaschinen im „Leutherheider“, einer Unterkunft für geflüchtete Menschen des Kolpingwerks. Sie nähen, konzentriert und still die einen, plaudernd und lachend die anderen, aber alle stolz, wenn aus Stoffen am Ende Tücher oder Taschen werden.

„Uns geht es darum, dass wir voneinander lernen, dass wir gemeinsam kreativ sind und Spaß dabei haben“, sagt Brigitte Schmitz von der Kolpingsfamilie Schaag. Sie gehört zu den ehrenamtlich engagierten Nettetalerinnen, die die wöchentlichen Nährunden organisieren. Im Vordergrund steht die Integration. „So manche geflüchtete Frau ist dankbar, wenn sie eine Aufgabe bekommt. Die meisten wollen nicht in ihren Unterkünften nur warten, was aus ihrem Asylantrag wird“, sagt Schmitz.

Raus aus der Isolation, rein ins aktive Miteinander: Frauen aus verschiedenen Nationen und Kulturen sowie ihre deutschen Begleiterinnen sind miteinander produktiv. So werden Nähmaschinen im übertragenen Sinne zu Kommunikationsmitteln, die jungen Schwestern Hawraa (11) und Zahraa (14) aus dem Irak tauschen sich aus mit Hana (40) aus Syrien, fachsimpeln auf Deutsch mit Schmitz.

Ermöglicht wurde das Projekt von der Aktion „Viele Stunden für den guten Zweck“ der Provinzial Rheinland in Düsseldorf. „Wir wollen ehrenamtliches Engagement unterstützen, deshalb haben wir fünf gute Nähmaschinen für die Flüchtlingshilfe gespendet“, erklärt Dirk Alfken aus der Kaldenkirchener Geschäftsstelle. Das Projekt liegt dem Provinzial-Team am Herzen. „Es tut gut zu sehen, mit wie viel Eifer und Spaß geflüchtete und deutsche Frauen sich zusammen ans Nähen machen.“ „Ich nähe eine Tasche, das geht schon ganz gut, aber ein bisschen Hilfe brauche ich noch“, sagt Abira (13) aus Syrien, lächelt und schaut zu Ina Vorring, die sie unterstützt. „Wir sind fünf Nachbarinnen, die sich um geflüchtete Menschen in der Unterkunft am Lötscher Weg kümmern. Ich mache auch gern hier beim Nähen mit“, sagt Vorring.

Nähen sei die eine Sache, das Menschliche die andere. „Die Frauen erzählen von ihren Schicksalen, wie es im Deutschkurs oder in der in der Schule klappt, wir erzählen von uns“, sagt Vorring. Schmitz: „Ich freue mich, wenn ich meine Erfahrung weitergeben kann, aber ich lerne auch, zum Beispiel wie man ein zweiteiliges Kopftuch näht.“ Das Projekt mit angestoßen hat Angela Müllers von der Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe. „Das Interesse ist groß, wir wollen auch Nährunden in verschiedenen Stadtteilen anbieten“, sagt Ralf Schröder vom Förderverein Flüchtlingshilfe.