Runder Tisch liefert erste Ergebnisse
Bei der ersten Tagung zur Koordination der Hilfe für Flüchtlinge wurden Fortschritte bei den Themen Betreuung und Sprachförderung gemacht.
Brüggen. Joachim Müllers, Leiter des Amtes für Soziales und Senioren und seine Mitarbeiterin Anja Tiskens freuten sich, bei den ersten Veranstaltungen zur Koordination der Hilfsangebote für Flüchtlinge jeweils über 20 Personen begrüßen zu können. „Wir wollen hier und heute versuchen, das Angebot mit Leben zu füllen“, sagte Müllers.
Thomas Hinz, Koordinator
Ein zentrales Thema war die Sprachförderung für Flüchtlinge. Zunächst wurden bestehende Angebote vorgestellt: Die KAB in Bracht beispielsweise bietet Sprachkurse an, die auch von Flüchtlingen besucht werden. Etwa 14 Asylbewerber fahren sogar bis Lobberich, wo es montags (mit Rolf Driesel) und mittwochs (mit Bruno Schüttler) jeweils von 14 bis 16 Uhr ebenfalls Deutschkurse gibt.
In Lobberich findet in Trägerschaft der evangelischen Kirche und in Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde St. Sebastian Hinsbeck sowie der Flüchtlingshilfe und zahlreichen Bürgern ein Kurs mit mehr als 40 Teilnehmern statt.
Zudem wurde in den Gesprächen im Ratssaal deutlich, dass diejenigen, die sich für einen Unterricht angeboten haben, das Lernen in kleineren Gruppen bevorzugen. Doch hierfür werden Räume im Raum Brüggen benötigt. Ein passendes Angebot hatte der DRK-Kindergarten an der Gartenstraße gemacht: Nach den Schließzeiten stehen die Räume für kleine Gruppen zur Verfügung.
Auch die Lehrmaterialien waren Thema: So bestätigten die KAB-Vertreter, dass es zwar möglich sei, Lehrbücher anzuschaffen, man auf Dauer aber mehr finanzielle Mittel benötige. „Ich habe an das Bundesamt für Integration geschrieben. Von dort kam die Antwort, dass nur dann Gelder für einen Sprachkurs freigegeben werden können, wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist“, sagte Müllers. Aus Sicht der Anwesenden ist das aber zu spät.
Schließlich sollen die Betroffenen ja möglichst schnell dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und nicht zu dem Zeitpunkt erst mit dem Erlernen der Sprache beginnen müssen. Zum Schluss einigten sich alle Anwesenden darauf, dass die KAB künftig als Ansprechpartner für Sprachförderung fungieren wird.
Ähnlich verlief es bei der Planung der allgemeinen Hilfsangebote. Hier kristallisierten sich Anni Terporten und Thomas Hinz als Koordinatoren heraus. In der Diskussion zeigte sich schnell, dass viele Bürger gute Ideen haben, es aber an der Umsetzung mangelt. Thomas Hinz berichtete von seinen Erfahrungen mit Besuchen in der Asylbewerberunterkunft: „Die meisten freuen sich sehr, wenn jemand vorbeikommt.“ Man würde auch sehr schnell erkennen, wem die Kontaktaufnahme recht sei, und wem nicht. Die Verwaltung hat indes zugestimmt, den Koordinatoren dieser Gruppe mitzuteilen, wenn Wünsche nach Hilfe geäußert werden, die die Hauptamtlichen nicht leisten können. Auch wenn neue Asylbewerber in Brüggen ankommen, sollen die Koordinatoren informiert werden, um eine frühe Kontaktaufnahme und Integration der Flüchtlinge sicherzustellen.
Derzeit leben etwa 95 Flüchtlinge im Gemeindegebiet, 60 von ihnen sind männliche Einzelpersonen. Müllers machte allen Ehrenamtlern deutlich, dass sie auch mit Ablehnung rechnen müssen. Einige Asylbewerber würden ihre Identität bewusst verschweigen und jedes Angebot ignorieren. So viel Ehrlichkeit sei nötig, um keine falschen Erwartungen zu schüren. Die Bürger halten jedoch an ihren Hilfsangeboten — für diejenigen, die sie brauchen und wollen — fest, um Integration in Brüggen möglich zu machen.