Schüler sollen wegen Platzmangel auch in Kita lernen
Die Kapazitäten am Erasmus-Gymnasium sind begrenzt. Die Lösung könnte die Kita am Konrad-Adenauer-Ring sein.
Viersen. Hätte Christoph Hopp, Leiter am Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium, drei Wünsche frei, würde ein größeres Schulgebäude garantiert dazu gehören. Knapp 1000 Kinder und Jugendliche lernen zurzeit im Komplex am Konrad-Adenauer-Ring, doch: „Der Platz ist knapp, hier herrscht Raumnot“, beschreibt Hopp die Situation. Jetzt hat er sogar einen Raum der Schülervertretung für eine Klasse umwandeln müssen. Langfristig müsse etwas für die Standortsicherung des Gymnasiums getan werden. „Uns fehlen auch Räume für das Mittagessen, für eine angemessene Hausaufgaben- und Nachmittagsbetreuung“, sagt Hopp.
Eine Lösung ist naheliegend — nämlich der ehemalige Kindergarten am Konrad-Adenauer-Ring 2. Eine Sanierung und die erneute Nutzung für die Kinderbetreuung hatten die Politiker abgelehnt. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Kita für zwei Gruppen herzurichten. Dazu hätte sie insgesamt 800 000 Euro investieren müssen und wollte ein Landesförderprogramm nutzen. Über die Zukunft des Gebäudes ist noch nicht entschieden.
Jetzt hat die CDU-Fraktion einen Vorschlag gemacht: Die leerstehende Kita soll als Erweiterung für das beengte Gymnasium genutzt und somit dessen Raumnot entschärft werden. Eine Begründung von Fraktionschef Stephan Sillekens und CDU-Ratsmitglied Jürgen Moers ist die steigende Nachfrage nach Ganztagsbetreuung. „Der Trend nach Ganztagsbetreuung wird sich noch verstärken, da sich das Arbeits- und Lebensumfeld der Familien fundamental ändert.“ Deshalb müssten Schulen wie das „Erasmus“ vom Lernort zum Lebensort weiterentwickelt werden. Ein Vorschlag, der für die Stadt als Schulträger finanzielle Konsequenzen hat. Sie muss Räume zur Verfügung stellen und auch eine angemessene Übermittagsbetreuung sicherstellen. Dazu gehört auch eine Mensa. Schulleiter Hopp hält den CDU-Antrag für eine „gute Idee“. Hopp wäre froh, wenn ihm das gesamte Nachbargebäude zur Verfügung stehen würde. „Seit ich hier an der Schule bin, gehören eine Mensa und der Ausbau der Nachmittagsbetreuung zu meinen Zielen.“
Bleibt die Frage der Finanzierung. Dafür will die CDU das NRW-Programm „Gute Schule 2020“ nutzen. Daraus können Kommunen ab 2017 in den folgenden vier Jahren insgesamt zwei Milliarden Euro abrufen. Die Verwaltung hat jetzt vom Schulausschuss den Auftrag erhalten, die Kita-Nutzung für die Übermittagsbetreuung mit Mittagessen und für den Unterricht zu prüfen. Der Erste Beigeordnete der Stadt, Paul Schrömbges, gab für die Verwaltung zu bedenken, dass die Bewerbung um Landesmittel zu einer „personellen Mehrbelastung beim Fachbereich Gebäudemanagement“ führen werde. Zudem habe das Land noch nicht mitgeteilt, wie der Verteilungsschlüssel aussehe und welche Voraussetzungen die Bewerber erfüllen müssten.
Das Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium soll indes nicht die einzige Schule in Viersen sein, die Geld vom Land nutzen könnte. Die Mittel sollen für die digitale Ausstattung an Schulen oder die Sanierung von Gebäuden verwendet werden. Auf Antrag der SPD-Fraktion soll die Verwaltung nun prüfen, welche Viersener Schulen ebenfalls in den Genuss der Förderung kommen könnten. Damit sollten, so SPD-Fraktionschef Manuel Garcia Limía, „Maßnahmen außerhalb des Finanzplans“ finanziert werden.