So viele Unfälle wie noch nie
8046 Mal krachte es im vergangenen Jahr im Kreis Viersen. Bei den Verletzten gab es einen Anstieg.
Kreis Viersen. Peter Ottmann wollte nichts beschönigen: Die Unfallstatistik für das vergangene Jahr im Kreis Viersen sieht wenig erfreulich aus. Ähnlich wie in ganz NRW gab es mehr Unfälle, mehr Verletzte als noch 2013 — „das ist nicht zufriedenstellend“, sagte der Landrat gestern vor der Presse.
8046 Verkehrsunfälle wurden im Vorjahr insgesamt gezählt, ein neuer Negativ-Rekord, wie Peter Opdensteinen als Leiter der Direktion Verkehr ausführte. Man liege um 6,6 Prozent über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 7547 Unfällen und auch um 3,35 Prozent über dem Wert des Jahres 2013 (7785 Unfälle). „Der negative Trend hat sich fortgesetzt“, räumte Opdensteinen ein.
Doch woran liegt es? Schließlich gab es 2014 wieder diverse Prävention-Aktionen, so unter anderem zur Bekämpfung der Unfälle mit radelnden Kinder. „Der Erfolg ist hier nicht eingetreten“, sagte Opdensteinen. Aufgeben werde man aber nicht: „Wir haben einen langen Atem.“
Für Polizeichef Manfred Krüchten ist klar: Das Problem zu lösen, sei eine gesellschaftliche Aufgabe. Immer stärker sei bei Verkehrsteilnehmern eine „Beliebigkeit“ zu erkennen, ob man sich an Verkehrsregeln halte oder nicht. Dazu gehöre die Nutzung des Smartphones am Steuer (was die Polizei nun landesweit bekämpfen will), der nicht gemeldete Blechschaden auf dem Parkplatz oder der Verzicht auf das Blinken am Abbiegen. Der Wertewandel sei im Straßenverkehr objektiv feststellbar, folgerte Krüchten: „Aber dort hat er massive Folgen.“
In Zahlen bedeutet dies: Es gab insgesamt 1254 Verletzte bei Unfällen, was eine Steigerung um 13 Prozent bedeutet. Bei den Schwerverletzten stieg die Gesamtzahl von 207 auf 249. Schaut man sich die Unfallbeteiligten an, fällt vor allem ein Plus von 16 Prozent bei den Kradfahrern und von 13 Prozent bei den Radfahrern auf.
Die Zahl der Kinderunfälle hat sich um 17 auf 144 erhöht. „Das schmerzt besonders“, sagte Opdensteinen. Zum zweiten Mal in Folge sei diese Zahl gestiegen — trotz aller Prävention. Fast unverändert blieb der Zahl der verunglückten Jugendlichen. Um 18 Prozent auf 189 kletterte die Zahl der betroffenen Senioren. Man müsse im Auge behalten, wie sich die zunehmende Nutzung von schnellen E-Bikes durch ältere Verkehrsteilnehmer auf die Statistik auswirke.
Wenig erfreulich auch: Es gab 1785 Unfallfluchten, was eine Steigerung um 8,7 Prozent bedeutet. Die Aufklärungsquote liegt bei fast 41 Prozent. „Unsäglich“ nannte Krüchten es, dass viele für eigene Fehler im Verkehr nicht geradestehen wollten.
Erfreulich war immerhin der Rückgang bei den Verkehrstoten. Sieben Menschen starben 2014 bei Unfällen. Das sind zwei weniger als im Jahr davor.