Stadt muss 700 Sozialwohnungen schaffen
Laut einer Prognose braucht Viersen bis 2020 jährlich 130 neue, öffentlich geförderte Wohnungen. Doch es fehlt an Investoren.
Viersen. Mit öffentlich gefördertem Geld Wohnraum zu schaffen, ist derzeit nicht sonderlich attraktiv. Die Herstellungskosten sind gestiegen, die Förderung ist in der Stadt Viersen nicht so gut wie etwa in der Stadt Willich, die Kapazitäten auf dem Bausektor sind ausgelastet. Es gibt kaum Anreize für Entwickler und Investoren, daher wird in den Bestand investiert — diese Hemmschuhe für „wirtschaftlich tragbares“ Bauen erfuhr die Stadt bei Gesprächen mit Akteuren am Wohnungsmarkt, wie Karen Krätschmer jetzt im Ausschuss für Stadtentwicklung und -planung darlegte. Deshalb sei nicht sicher, ob die Stadt Viersen das bereits reduzierte Prognoseziel von 91 neuen Wohnungen pro Jahr erreichen werde.
Es geht dabei wohlgemerkt um den öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau, dessen Mieten als erschwinglich angesehen werden und der vor allem von gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnungsbaugesellschaften betrieben wird. Nach einer Prognose, die 2017 von dem Bochumer Institut InWIS aufgestellt worden war, müssten bis zum Jahr 2020 im Stadtgebiet jährlich 130 Wohnungen dieser Art fertiggestellt werden.
Allerdings haben sich inzwischen die Voraussetzungen geändert, da vor allem der Zuzug von Flüchtlingen deutlich zurückgegangen ist. Deshalb geht die Stadt nun davon aus, dass 70 Prozent des Prognosewertes als Richtwert ausreichen. Danach sieht die Welt schon besser aus, denn im vergangenen Jahr wurden sogar 114 Wohnungen fertiggestellt, Ende dieses Jahres sollen es 92 sein.
Nach jetzigen Erkenntnissen sieht es für 2019 mit 45 Wohnungen und 2020 mit 16 Wohnungen dagegen düster aus. Daneben sind 2017 im Stadtgebiet aber 236 freifinanzierte Wohnungen erstellt worden, in diesem Jahr sollen es nur 33 sein. Erst 2020 wird mit 96 neuen Wohnungen gerechnet.
Die Stadt hat 17 Flächen ausgemacht, auf denen Geschosswohnungsbau realisiert werden könnte. Darauf könnten 718 Wohnungen entstehen: 418 in Alt-Viersen, 250 in Dülken und 50 in Süchteln. Benötigt werden in Alt-Viersen bis 2020 nur 378 Wohnungen und in Dülken nur 200 Wohnungen, in Süchteln aber 156 Wohnungen. In Alt-Viersen bestehe somit ein Überhang im Geschosswohnungsbau, so dass man darauf achten solle, die „absehbaren Überhänge“ nicht weiter zu erhöhen. Dagegen sollten „Wohnraumentwicklungsmöglichkeiten“ in Dülken, Süchteln und auch Boisheim intensiver umgesetzt werden. Dabei sollten auch Daten der sozialen Zusammensetzung der Bewohner berücksichtigt werden. Deshalb hat die Stadt „Steckbriefe“ für die einzelnen Gebiete erarbeitet.
Was ist zu tun? Regelmäßige Gespräche mit dem „Initiativkreis Wohnen“ und weiteren Investoren; vorrangig Bauen auf Grundstücken der Akteure „IK Wohnen“; Verbesserung der Förderung durch das Land; Gewährung städtischer Tilgungszuschüsse bei ausgewählten Bauvorhaben; Erbpacht bei städtischen Grundstücken; städtisches Vorkaufsfrecht — diese Vorschläge müssten noch geprüft werden. Das Ergebnis soll in der nächsten Sitzung des Ausschusses mitgeteilt werden.