Taxi Janssen: Ex-Mitarbeiter benötigen neue Investoren

Die Übernahme des Linienbetriebs durch die Sonnenschein GmbH war ein Rückschlag für die 60 Mitglieder der Initiative. Doch sie geben nicht auf.

Foto: Jörg Knappe

Nettetal. Guido Niethen und seine Mitstreiter haben große Pläne, aber für die braucht es noch Starthilfe. „Wir suchen händeringend behindertengerechte Fahrzeuge und Investoren“, sagt der 41-Jährige. Er ist einer von zwei Gesellschaftern der „Pharisi’s Kindervereinigung NRW gGmbH“, einer Mitarbeiter-Initiative, die im Laufe des Insolvenzverfahrens von Taxi Janssen entstanden ist. Immerhin: Das Grundkapital von 25 000 Euro hat das gemeinnützige Unternehmen dank einiger privater Geldgeber zusammen.

Während die Initiative auf ihre Gründungsurkunde wartet, haben Niethen und seine Mitstreiter als Zwischenlösung eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts gegründet. „Damit können wir arbeiten. Und wir sind dabei, ein Geschäftskonto zu eröffnen“, sagt Niethen, der nur wenige Monate vor der Insolvenz bei Taxi Janssen als Fahrer begann. Doch einen Rückschlag habe man bereits hinnehmen müssen.

Weil große Auftraggeber mit der Teilübertragung des Geschäftsbereichs Linienbetrieb an die Wuppertaler Sonnenschein Personenbeförderung GmbH gegangen seien, seien für die Initiative wichtige Investoren abgesprungen. „Wir waren an einige herangetreten, und laut der Zusagen hätte es für den Aufbau eines eigenen Fuhrparks gereicht“, sagt Niethen. „Aber dadurch, dass Sonnenschein 80 wichtige Touren von Taxi Janssen übernommen hat, sind wir für die Investoren uninteressant geworden.“

Laut Niethen gehören zu der Mitarbeiter-Initiative rund 60 Personen. „Viele Fahrer haben uns gesagt, dass sie lieber zu uns kommen, als zu Sonnenschein zu gehen“, sagt er. Der Geschäftsführer der Wuppertaler Firma will diesen Trend nicht bestätigen. „Die Fahrer bekommen von uns ein Schreiben, in dem wir ihnen den Übergang von Taxi Janssen zu uns anbieten“, sagt Harald Böning. „Das können sie innerhalb von vier Wochen ablehnen. Bislang hat das noch keiner getan.“

Taxi Janssen, dessen Fahrerzentrale in Lobberich war, befindet sich seit Dezember im Insolvenzverfahren. Der Meerbuscher Erol Norman hat bereits den Taxi- und Mietwagenbereich mit 250 Fahrzeugen und 350 Mitarbeitern übernommen. In der vergangenen Woche wurde zudem bekannt, dass Sonnenschein den Linienbetrieb gekauft hat. Damit wechseln laut Geschäftsführer Böning mehr als 120 bisherige Janssen-Mitarbeiter zu dem Wuppertaler Unternehmen, zudem gehen 80 Busse in den Besitz von Sonnenschein über. Für die Wuppertaler ist es die erste Übernahme, sie investieren fast eine Million Euro.

Harald Böning, Geschäftsführer der Sonnenschein GmbH

Niethen berichtet, dass Sonnenschein in Bedrängnis gekommen sei, weil etliche der Fahrer nicht von dem Wuppertaler Unternehmen aus gelenkt werden wollen. „Weil ihnen dadurch Fahrer fehlen, haben sie bei uns angefragt, ob wir für sie Touren übernehmen können“, sagt er. „Wir fühlen uns als Lückenbüßer.“ Sonnenschein-Geschäftsführer Böning ist von den Vorwürfen überrascht. „Nicht, dass ich wüsste“, sagt er. „Wir haben Verträge mit unseren Auftraggebern und dürfen die Touren gar nicht einfach an andere vergeben.“ Vielmehr würden die Wuppertaler der Mitarbeiter-Initiative gerne auf die Beine helfen. Möglich sei etwa der Verkauf von Fahrzeugen „zu marktgerechten Konditionen oder darunter“.

Laut Insolvenzverwalter Axel Kleinschmidt sind noch mehr als 20 ehemalige Taxi-Janssen-Touren nicht vergeben. Für eine Übernahme würden Gespräche geführt, auch mit der Mitarbeiter-Initiative. „Aber es ist noch zu früh, dazu etwas zu sagen“, berichtet Kleinschmidt.

Neben dem Fahrdienst plant die Mitarbeiter-Initiative weitere Projekte: So will sie etwa in Brüggen Ausbildungsplätze für den Garten- und Landschaftsbau oder Zierpflanzenbau anbieten. Das ist ein ganz anderes Feld als die Personenbeförderung, liegt Niethen aber dennoch: Er ist Garten- und Landschaftsbaugeselle.