Verleger Dincer Gücyeter stellt Lyrik in den Mittelpunkt

Der Lobbericher hat den Elif-Verlag vor fünf Jahren gegründet.

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Nettetal. Lyrik lebt: „Das Interesse an Gedichten hat enorm zugenommen, auch bei jüngeren Lesern“, sagt Dincer Gücyeter (37). Der Lobbericher Verleger hat zur Renaissance der Lyrik mit beigetragen: Die mehr als 20 Werke aus seinem Elif-Verlag, der sich auf Dichtkunst spezialisiert hat, finden in Fachkreisen und beim Lese-Publikum Beachtung. Vor fünf Jahren hat Gücyeter den Verlag gegründet — Zeit für eine Zwischenbilanz.

„Mein durstiges Wort gegen die flüchtige Liebe“ ist ein besonders erfolgreicher Buchtitel: „Das ist eine von drei Gedichtsammlungen. Da haben wir jetzt schon Vorbestellungen für den nächsten Band“, sagt Gücyeter. Zufrieden hat er registriert, dass neben noch unbekannten Textern auch renommierte Lyriker ihre Werke einreichen.

Gücyeter ist selbst ein Dichter. Vor Jahren kam er im Gespräch mit anderen Autoren auf die Idee, einen Verlag zu gründen: „Das war schon ein gewaltiger Aufwand, eine neue Aufgabe zu lernen und Kontakte zu knüpfen, schließlich habe ich ja noch andere Arbeitsfelder“, sagt der 37-Jährige.

So war er bis dahin eher bekannt als Autor zweier Lyrik-Bände. Und als Schauspieler: Er brillierte in Köln, Berlin und anderen Städten auf der Bühne im Ein-Mann-Stück „Dreck“ von Robert Schneider (Autor von „Schlafes Bruder“). Er spielte beim Schauspiel Essen. Und derzeit wirkt er im Ruhrgebiet bei interkulturellen Theaterprojekten mit. Viel Arbeit für einen Freigeist, der eigentlich gern „in sich reinhört, nachdenkt, bis Ideen aus ihm raussprudeln“. Für den verheirateten Familienvater mit zwei Kindern ist das „alles eine Frage der Disziplin, der Organisation“. Dabei muss er langfristig planen. „Ich bereite jetzt Neuerscheinungen für 2019 vor.“

Der Erfolg gibt ihm recht: Bücher aus seinem Verlag werden in den Kultursendungen in Fachorganen wie „Lyrikwelt“ und im Radio wie im Literaturmagazin von WDR 5 besprochen.

Manche Autoren des Elif-Verlags gehören zu den renommierten Literaten. Arndt Kremer zum Beispiel mit seinem Gedichtband „Robinson in Tokio“. Oder Julia Dathe mit ihrem Werk „1“. Und natürlich Ataol Behrammolu, der als ein bedeutender zeitgenössischer Dichter aus dem arabischen Raum gilt. Sein Werk „Im Herzen ein Kind, in der Tasche ein Revolver“ erschien im Elif-Verlag als zweisprachige Ausgabe in Deutsch und Türkisch.

Für Anerkennung und Lob allein können sich Autoren und Verleger nichts kaufen. „Wir sind ein kleiner Verlag, vergleichbar mit einem unabhängigen Label in der Musikbranche. Doch wir sind auf einem guten Weg und wachsen“, so lautet Gücyeters Einschätzung. Langfristig werde der Verlag wohl auch Prosa mit ins Programm nehmen: „Aber Lyrik bleibt der Schwerpunkt, denn Lyrik lebt.“