Afghanische Jungs sollen wieder auf die Beine kommen

Die Viersener Kinderklinik behandelt zwei kleine Patienten vom Hindukusch.

Viersen. Keine medizinische Versorgung, katastrophale hygienische Verhältnisse und eine ungewisse Zukunft: Der zwölfjährige Matiullah und Mohammad (10) aus Afghanistan haben unvorstellbares Leid erfahren müssen. Doch seit ein paar Tagen gibt es für die Kinder aus dem Land am Hindukusch wieder Hoffnung.

Die Kinderklinik St. Nikolaus des Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH) hat die Jungen unentgeltlich aufgenommen, um ihre gebrochenen Beine zu behandeln. "Für uns war es selbstverständlich zu helfen, damit die Beiden im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine kommen", sagt Christoph Aring, Chefarzt der Kinderklinik. Mit dem Chefarzt der Unfallchirurgie, Peter Könings, übernimmt er die Therapie.

Den Kontakt zum AKH Viersen hat der Verein "Kinder brauchen uns" aus Mülheim/Ruhr hergestellt. Der setzt sich seit Jahren für Kinder aus Krisengebieten ein und unterstützt eine Luftbrücke von Kabul nach Hamburg. Flugzeuge bringen kranke und verletzte Kinder aus Afghanistan in die Hansestadt. Von dort werden sie in Kliniken in ganz Deutschland transportiert.

Matiullah und Mohammad hat es nach Viersen, in eine für sie völlig fremde Welt verschlagen. Die Kinder kommen aus der afghanischen Provinz Baghlan, wo deutsche Soldaten stationiert sind, und aus Sabul, südlich von Kandahar.

"Beide haben gebrochene, teilweise völlig zerstörte Beine", erklärt Aring. "Einer der Jungen hat sich seine Beine bei einem Unfall gebrochen, der andere in Folge einer Knochenmarksentzündung."

Wie lange sie schon in diesem Zustand sind, weiß keiner. Auch ihre Familiiensituation ist unklar, von den Eltern ist nichts bekannt. Die Vormundschaft hat der Verein "Kinder brauchen uns." übernommen.

Alles weitere regelt die Kinderklinik, so der Chefarzt. "Wir richten ihnen die Beine, säubern das Gewebe, behandeln Abzesse und sorgen für eine wirkungsvolle Schmerztherapie." Als die Kinder eingeliefert wurden, seien sie total verängstigt gewesen und hatten Schmerzen.

"Jetzt sind sie sehr zugänglich und haben sogar schon gelächelt. Unser Ziel ist es, dass die Beiden später wieder beschwerdefrei gehen können", ist der Chefarzt der Kinderklinik optimistisch.

Die Verständigung mit den Kindern funktioniert problemlos. Zufälligerweise hat die Kinderklinik zur Zeit weitere afghanische Patienten, die schon seit längerem in Deutschland leben. Die Familienangehörigen dolmetschen und kümmern sich auch sonst um die beiden Jungs.

Matiullah und Mohammad werden einige Wochen in Viersen bleiben müssen. Die Behandlungskosten belaufen sich auf mehrere zehntausend Euro, für die das AKH Viersen aufkommt. Die Perspektive ist gut. Der Verein "Kinder brauchen uns " will den Kindern lesen und schreiben beibringen.

Später könnten sie bei der auch in Kabul ansässigen Hilfsorganisation arbeiten. "Wir werden den weiteren Weg von Matiullah und Mohammad auf jeden Fall verfolgen", sagt Christoph Aring.