Denkmalschutz: Mostertz-Haus wartet auf Prinzen
Die Stadt möchte das Gebäude verkaufen. Der Heimatverein sorgt sich um dessen Zukunft.
Dülken. Es wird darauf ankommen, die richtigen Leute zu finden. "Dann kann das ein Schmuckkästchen werden", sagt Viersens Denkmalschützerin Ellen Westerhoff. Die Rede ist vom Mostertz-Haus in Dülken, am Eligius-Platz 4-6.
Das gehört nach Aussage des Heimatvereins Viersen zu den ältesten Häusern Dülkens, weil seine Anfänge bereits aus dem 17. Jahrhundert datieren. Er vertritt die Ansicht, dass es unter Denkmalschutz gestellt werden muss, damit es nicht abgerissen werden kann.
Ein entsprechender Antrag aus dem Jahr 1985 wurde nicht mit aller Konsequenz verfolgt. Er könnte jedoch erneut gestellt werden, weil die Erkenntnisse über das wahre Alter aus neuerer Zeit datieren. "Entweder von der Stadt als untere Denkmalbehörde, dem Eigentümer oder von uns", sagt Kieser über das Procedere.
Eigentümerin des Hauses ist die Stadt Viersen. Die muss aus finanziellen Gründen ihre Immobilien veräußern. "Wir behalten nur noch solche von strategischer Bedeutung", sagt der Leiter des Fachbereichs Wirtschaftsförderung und Liegenschaften, Thomas Küppers. Solche, die man für größere, beispielsweise Straßenbau-Projekte nutzen will.
"Das Mostertz-Haus gehört nicht dazu." Nachdem die letzten Mieter 2006 ausgezogen waren, ließ es sich nicht mehr vermieten, es steht leer und verkommt immer mehr. Dabei war sein Zustand schon beim Erwerb durch die Stadt "nicht gerade illustre", wie Küppers es nennt. "Die Bausubstanz ist stark beeinträchtigt."
Schließlich musste eine Nachbarin auch noch feststellen, dass von einem anderen Nachbargebäude aus Wasser auf das marode Dach des Mosterzhauses geleitet wurde, was seinen Verfall zusätzlich beschleunigte. "Wir haben uns das angesehen", sagt Stephanie Rykers vom Fachbereich Wirtschaftsförderung und Liegenschaften der Stadt.
Da jeder Hausbesitzer in der Verpflichtung ist, die Entwässerung seiner Dachflächen auf seinem eigenen Grundstück vorzunehmen, wurde der Nachbar aufgefordert, für Abhilfe zu sorgen. "Das ist inzwischen geschehen", so Rykers.
Der Heimatverein hält den Erhalt alter Bausubstanz für wichtig, weil Heimatpflege sich nicht auf die Ausschreibung von Mundart-Wettbewerben beschränken könne. Vielmehr müssten markante Gebäude erhalten werden oder ein Stadtbild müsse markant geprägt werden, um optische Aufhänger für Heimat zu liefern.
"Ich habe die Bedeutung des Hauses zunächst nicht erkannt", räumt Westerhoff ein, sieht sich inzwischen jedoch eines Besseren belehrt. "Das hat auf jeden Fall einen Alterswert."
Das Mostertz-Haus wird mit rund 560 Quadratmetern Grund- und Nutzfläche auf der Homepage der Stadt zu einem Basispreis von 75000Euro zum Verkauf angeboten. In der Kurzbeschreibung wird auf die Mängel hingewiesen und darauf, dass für die Stadt der Erhalt des Hauses neben anderen denkbaren Lösungen Vorrang hat.
"Interessenten können mit der Denkmaleigenschaft rechnen", sagt Thomas Küppers. Der Vorteil wäre, dass die Umbau-Kosten zu 100Prozent von der Steuer absetzbar sind.
Unter den Interessenten seien auch solche, die sorgfältig mit den eingeräumten Vorteilen umgingen, so die Einschätzung Westerhoffs. Dann könne es mit dem Mostertz-Haus so ausgehen wie mit dem an der Tönisvorster Straße in Süchteln.
"Beim Tag des Denkmals waren alle Besucher begeistert und wären dort sofort eingezogen", berichtet sie. Vor seiner Sanierung durch den neuen Eigentümer war es genauso "vergammelt" wie das Mostertz-Haus.
Falls sich kein Interessent fände, hat sie Sorgen um die Zukunft des Hauses. "Es gibt nicht genug Dülkener, die sich dafür stark machen", bedauert sie. Als positives Gegenbeispiel nennt sie das Engagement der Wankumer Bürger (Kreis Kleve) für die alte Kaplanei.
"Der Geschichtskreis hat 200000Euro investiert und daraus ein Heimatmuseum gemacht." Rund 20 Menschen hätten die Ärmel aufgekrempelt und Druck auf die Gemeinde ausgeübt. "Jetzt bekommen die von überall Unterstützung."