Die Geschäfte laufen zäher

In vielen Sparten reagieren die Kunden bereits zurückhaltender. Nur bei den Tankstellen ist mehr los.

Kreis Viersen. Kein Tag ohne neue Horrormeldungen von der Finanzkrise: bröckelnde Dax-Kurse, verunsicherte Anleger und Kurzarbeit bei Autoherstellern als Anzeichen für Abschwung.

Der erste Hammer kam vergangene Woche, als der Grefrather Automobil-Zulieferer Johnson Controls verkündete, bis Mitte nächsten Jahres 200 der insgesamt 550Arbeitsplätzen aufgrund der schlechten Auftragslage abzubauen.

Wie sieht’s in anderen Sparten aus? Willi Thelen von der gleichnamigen Nettetaler Spedition spürt die Krise schon sehr. In der seit langem durch höhere Spritpreise und Mautgebühren gebeutelten Branche gehen die Aufträge zurück. Der Preisdruck wächst.

"Zum Teil ist es eine Unverschämtheit, was uns da zugemutet wird", sagt Willi Thelen. Zu viele Anbieter und ruinöse Preise: Da sei keine Besserung zu erwarten. "Uns helfen nur sechs Richtige im Lotto!"

Besser sieht es bei der Kempner Spedition Hanzen aus. Heinz Hanzen: "Wir spüren die Finanzkrise noch nicht, weil wir das Glück haben, Subunternehmer eines großen Logistikunternehmens zu sein, das 80 Spediteure beschäftigt.

Unsere vier Züge sind immer noch voll im Einsatz. Da hilft es, dass wir 35 Jahre im Geschäft sind." Hanzen fährt vor allem die Prinzenrolle von deBeukelaer, die in Kempen gebacken wird.

Axel Dahlmann vom Möbelhaus Dahlmann und Einkaufsmarkt self (Kempen/St.Hubert) sieht keine Verschärfung in der Möbelbranche: "Wir spüren Zurückhaltung bereits das ganze Jahr über. Es ist schwieriger geworden, hochpreisige Möbel an den Mann zu bringen. Wir haben den Fokus ja auf den Garten- und Baumarkt gelegt. Da steigt die Nachfrage, aber in ihren Körbchen ist weniger drin!"

Hermann-Jörg Osterkamp vom Autohaus Gossens in Kempen, das die Marken Mercedes, Ford und Opel anbietet, ist skeptisch: "Die Kunden sind verunsichert und halten das Geld fest, das merken wir bei allen drei Marken. Man fährt sein Auto länger, der Neuwagen darf mal eine Nummer kleiner sein."

Das bestätigt auch Opel-Händler Guido Dohmen von Gerhard Dohmen Automobile in Lobberich und Brüggen: "Derzeit werden mehr kleine Wagen, aber auch mehr Gebraucht- und Jahreswagen gekauft. Wir merken Zurückhaltung, aber es gibt noch keine Umsatz-Einbrüche."

Annette Stürmer, Marketing-Chefin bei Küchen-Thelen in Leuth, erkennt eine "gewisse Zurückhaltung", sieht aber keine Verschärfung durch die Finanzkrise: "Für unsere Kunden sind Qualität und Service das Wichtigste." Aber: Die eine oder andere Kaufverhandlung werde zäher.

Dass es auch Gewinner in der Krise gibt, stellen die Tankstellen in der Region fest. Holger Hetzel von Hetzel-Tank in Kempen sagt: "Bei uns brummt es. Die Leute tanken wieder voll. Eine Zeit lang wurde nur für 20 oder 30 Euro getankt. Jetzt, da die Spritpreise gefallen sind, ist das anders."