Erkelenz: Starb der Augenarzt bei einem Waffengeschäft?

Erkelenz. Am 9. Januar hatten Spaziergänger den Erkelenzer Augenarzt Dr. Udo S. von Kugeln durchsiebt auf einem Feld bei Immerath gefunden. Seitdem lief die Ermittlungsmaschinerie auf Hochtouren - ohne greifbares Ergebnis.

Von 5000 Euro, die die Eltern des Toten ausgelobt hatten, ist die Belohnung inzwischen auf 20 000 Euro erhöht worden. Diese kommen "aus privaten Kreisen", so die Polizei.Erste Medien spekulierten schon darüber, dass Mörder und Motiv vielleicht für immer im Dunkeln bleiben könnten.

Am Mittwochabend hat das ZDF-Magazin Aktenzeichen XY ungelöst über den Fall berichtet.Dazu nannten die Ermittler dann Fakten, die sie bislang der Öffentlichkeit verschwiegen hatten. So äußerten sie sich vor allem zur Mordwaffe. Es handelt sich um ein Schnellfeuergewehr vom Typ Sten MK II, eine britische Militärwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg, die im Jahr 1942 in einer Auflage von etwa zwei Millionen hergestellt wurde und inzwischen von einem deutschen Waffenhersteller in Süddeutschland nachgebaut wird. Und jetzt ist auch klar, dass sich diese Waffe im Besitz von Udo S. befand.

Bislang hatten die Ermittler immer nur eingeräumt, dass eine andere Waffe, die unter dem Toten gelegen hatte, seine eigene gewesen war.Deutlich zeichnen die Ermittler nun das Bild von dem Mann mit den zwei Gesichtern, der der 51-Jährige gewesen sein soll. Hier der hilfsbereite Mensch und fähige Mediziner, der aber zurückgezogen lebte und feste Bindungen scheute. Da dann der Waffennarr und Gitarren-Fan, der Kontakte ins Rocker-Milieu suchte und möglicherweise fand, der Nervenkitzel brauchte.Als Mitglied in einem Schießclub durfte Udo S. Waffen besitzen, aber schon die Waffe, die man unter dem Toten gefunden hatte, befand sich illegal in seinem Besitz.

Dazu haben die Ermittlungen ergeben, dass S. wohl versucht haben soll, in den Waffenhandel einzusteigen. "Er war aber kein Waffenhändler im klassischen Sinn", betonen die Ermittler.Die Ermittlungen haben bislang ergeben, dass S. irgendwann im Jahr 2008 versucht haben soll, mehrere Kalaschnikows zu verkaufen. Dabei soll es auf einem Pendlerparkplatz an der A44 bei Aldenhoven ein Treffen mit einem Albaner namens "Drago" gegeben haben. Von diesem Treffen hat der Polizei Manfred H. berichtet. Er hat S. die Waffe gegeben, mit der der Augenarzt schließlich getötet wurde. Und er will bei diesem Treffen dabei gewesen sein. "Er ist der Einzige, der Drago ins Spiel bringt", machte Ermittler Hubert Graff in der Fernsehsendung deutlich, "deshalb wissen wir nicht, ob es ihn überhaupt gibt".

Ein klares Mordmotiv können die Ermittler bislang nicht festmachen. Sie wissen, dass Udo S. am Abend des 8. Januar eine Verabredung hatte, die ihn nervös machte. Er könnte sich mit Drago getroffen haben, um ihm das Gewehr zu verkaufen, mit dem er schließlich getötet wurde - diese Version jedenfalls bietet der Film in Aktenzeichen XY an.Es könnte aber auch ein noch völlig unbekanntes Motiv geben. Die Ermittler hoffen nun, nach der Fernsehsendung, auf Hinweise aus der Bevölkerung.