Hünfelder Oblaten: Orden will Opfern beistehen
In Internaten der Hünfelder Oblaten hat es Missbrauchsfälle gegeben. Jetzt will man Vertrauen zurückgewinnen.
Willich/Mainz. Für Pater Dr.Thomas Klosterkamp ist es ein schmerzlicher Prozess. Im März war der Provinzial (Leiter) des Ordens der Hünfelder Oblaten (OMI) erstmals mit einem Missbrauchsverdacht in einer ehemaligen Klosterschule konfrontiert worden.
Sechs Internate für Jungen hatte sein Orden nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegründet - darunter das heutige St.Bernhard-Gymnasium in Willich-Schiefbahn.
"Mittlerweile haben sich die Verdachtsmomente in verschiedenen Einrichtungen unseres Ordens erhärtet und in einigen Fällen leider auch bestätigt", sagt Klosterkamp. Schiefbahn gehört im Moment nicht dazu. Die Trägerschaft der Schule hatte der Orden im Sommer 2007 an die Malteser übergeben. Heute sind die Oblaten - deutscher Sitz ist in Mainz - in der Region nur noch im Nikolauskloster bei Jüchen präsent.
Sämtliche Vorfälle sexuellen und physischen Missbrauchs in den Internaten reichen laut Klosterkamp in die 50er und 60er Jahre zurück und beträfen in der Regel Mitbrüder, die schon verstorben seien. Alle erst jetzt offenkundig gewordene Straftaten seien verjährt.
Was für den Provinzial die Sache aber nicht einfacher macht: "Alle Mitglieder unserer Ordensgemeinschaft empfinden über das Vorgefallene Trauer und Scham. Alle Opfer bitten wir um Vergebung. Wir sind uns sehr bewusst, dass wir für die Schuld, die für einige Opfer in der Folge unermesslich ist, einzustehen haben."
Was der Orden im Rahmen seiner Möglichkeiten tun könne, um das erfahrene Leid anzuerkennen, werde er tun. "Es ist für uns selbstverständlich, den Opfern beizustehen, um ihnen bei der Aufarbeitung ihrer Leiden zu helfen."
Im Falle von Schiefbahn gab es bisher lediglich einen anonymen Hinweis auf körperliche und seelische Misshandlungen durch einen Pater in den 60er Jahren. Die Ordensleitung hatte darauf mit einer Presseerklärung geantwortet, auf die sich bisher aber niemand gemeldet habe. Der Provinzial: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Hinweise der Wahrheit entsprechen. Das Nachgehen vager anonymer Hinweise ist vor allem mit Rücksicht auf die Opfer aber sehr schwierig beziehungsweise unmöglich."
Für etwaige weitere Informationen oder weitere Opfer steht als Ansprechpartner Pater Martin Wolf zur Verfügung. Er ist erreichbar per Email (lupus@oblaten.de) oder unter Telefon 01520 /5305556). Seitens der Ordensleitung nimmt auch Thomas Klosterkamp (provinzial@oblaten.de; Telefon 06131 / 3861-120) Hinweise entgegen. "Wer zur Aufklärung beitragen kann, darf sich darauf verlassen, dass der Schutz der Persönlichkeitsrechte gewahrt bleibt", betont er.
Der Provinzial erläutert weiter: "Für unsere Ordensgemeinschaft steht außer Frage, dass wir im pädagogischen Bereich Großartiges geleistet haben. Die Einsichten der letzten Wochen haben uns aber auch aufgezeigt, dass es in der Vergangenheit dunkle Seiten und mangelhafte Professionalität in unserem Denken, Tun und Sein gegeben hat." Jetzt gehe es deshalb darum, mit Aufrichtigkeit verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.