Krankenhaus: 1200 Babys – Viersen ist Spitze

Wolf Lütje, Chef der Frauenklinik am Krankenhaus Viersen, ist mit der Bilanz 2007 zufrieden.

<strong>Viersen. Wie 2006 wurden im Allgemeinen Krankenhauses Viersen (AKH) auch 2007 mehr als 1200 Kinder geboren. Inzwischen bringt dort jede vierte Frau ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt. "Das scheint heute der Zeitgeist zu sein", sagt Dr. Wolf Lütje, Chefarzt der Frauenklinik des AKH. Für die Mütter sei ein Kaiserschnitt zwar sicher. Bedürfnisse der Kinder würden aber oft außer Acht gelassen. "Für Babys bedeutet das enormen Stress. Viele reagieren mit Anpassungsstörungen, weil sie noch nicht bereit für die Geburt sind", sagt der Chefarzt. In der Frauenklinik des AKH erfolgen deshalb auch die vorab vereinbarten Kaiserschnitte erst nach dem Geburtsbeginn. Im Vergleich zu anderen Krankenhäusern ist die Zahl der Kaiserschnitte in Viersen unterdurchschnittlich.

Rund-um-Betreuung ist gut für Mutter und Kind

Dass sich die Frauenklinik bei den Geburtenzahlen so gut gegenüber anderen Krankenhäusern behauptet (in der Region Krefeld-Mönchengladbach liegt das AKH an zweiter Stelle) liege an mehreren Faktoren. "Ein großer Vorteil ist die Sicherheit, die wir durch die Anbindung an die Kinderklinik St. Nikolaus und die hervorragende Pränataldiagnostik bieten können", sagt Lütje. Als positiv bewertet er zudem die Rund-um-Betreuung, die schon mit Geburtsvorbereitungsgesprächen beginne. Allein etwa 300 Mal pro Jahr leite er selbst diese Einzelgespräche. Werdende Eltern können über ihre Ängste und Sorgen sprechen. Die Betreuung der Eltern beginne während der Schwangerschaft und gehe nach der Geburt weiter. Wolf Lütje: "Wir intensivieren das Familienhebammenprojekt, das sich vor allem an allein stehende Mütter und Familien in Notlagen richtet." Alle betroffenen Institutionen, zum Beispiel das Jugendamt, würden einbezogen. Wenn nötig, gebe es eine psychosoziale Unterstützung. Der Bedarf sei hoch. Lütje berichtet über eine Zunahme von Risikofällen. Immer mehr Mütter leiden unter Fettleibigkeit und Diabetes. Verschärft werde die Situation durch Zigarettenkonsum. Folge seien Geburtskomplikationen und unterentwickelte Babys. Chefarzt und Team bereiten derzeit bereits einen Schwerpunkt dieses Jahres vor: Die Frauenklinik lässt sich als babyfreundliches Krankenhaus zertifizieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlangt bestimmte Qualitätsmaßstäbe von der Geburtshilfe.

Gynäkologie

Zusammenarbeit: Die Gynäkologie der Frauenklinik profitierte, so Chefarzt Wolf Lütje, von der Zusammenarbeit mit Professor Björn Lampe, Chefarzt der Frauenklinik der Kaiserswerther Diakonie.

Krebsoperationen: Einmal in der Woche, freitags, operiert Lampe am AKH Frauen mit Unterleibskrebs. Damit sei im Kreis Viersen eine Versorgungslücke auf dem Gebiet der schweren Krebs-Operationen geschlossen.

Zahlen: Die Operationen stiegen 2007 um 100 Fälle auf rund 1760 an. Das lag nur zur Hälfte an der Onkologie. Den anderen Teil macht die Beckenboden- und Inkontinenz-Chirurgie aus, auf die sich die Frauenklinik spezialisiert hat.