„Sexueller Missbrauch tötet“

weisser Ring Vor allem Frauen und Kinder sind Opfer von Gewalt. Mit ihren Ängsten setzt sich eine Ausstellung in der Hochschule auseinander.

Krefeld. Ein älterer Mensch, es ist nicht vermerkt, ob männlich oder weiblich, hat nach dem Besuch der Ausstellung in einer anderen Stadt ins Gästebuch geschrieben und gemalt. Zu sehen sind zwei Strichmännchen, ein kleines, das ein Kind darstellen soll, und ein größeres, das einen Rentner oder eine Rentnerin zeigt. Unter dem Kind ist das Wort "Missbrauch" zu lesen. Und unter dem Symbol für den Erwachsenen, vielleicht ist es der Besucher selbst, steht: "und noch nicht darüber hinweg".

Karin Kretzer, Kriminalkommissarin

"Opfer" - so heißt die Wanderausstellung, die nach Stationen in Erfurt, Hannover oder Berlin ab sofort im Foyer der Hochschule Niederrhein an der Krefelder Reinarzstraße zu sehen ist. Einige Dutzend gerahmte Fotos und Plakate hängen an Bauzäunen im Foyer. Gestaltet wurde sie von Studenten der Bauhaus-Universität Weimar in Zusammenarbeit mit der Opferschutzorganisation Weißer Ring.

Die Arbeiten zum Thema häusliche Gewalt und sexuelle Misshandlungen von Kindern und Frauen sollen "aufrütteln" und "erschüttern", wie die Leiterin der Krefelder Außenstelle des Weißen Rings, Ursula Schmitz, erklärt. Und das tun sie zweifellos. So zeigen etwa mehrere gestellte Fotos Leichen von Frauen, die sich wegen seelischer und körperlicher Gewalt das Leben genommen haben. Auf anderen Bildern verziehen nackte Kinder mit Einschusslöchern voller Schmerz das Gesicht. "Sexueller Missbrauch tötet" steht in kleiner Schrift neben den Wunden. "Es ist ein hochaktuelles Thema", betont Ursula Schmitz.

Für ihre Aufgabe haben sich die 16Weimarer Studenten des Bereichs Gestaltung/Visuelle Kommunikation intensiv mit der Hilflosigkeit, dem Gefühl der Ohnmacht und den Ängsten von Opfern auseinandergesetzt, so die Organisatoren der Ausstellung (Polizei, Hochschule und Weißer Ring). Die jungen Leute führten dazu unter anderem Gespräche mit Gleichstellungsbeauftragten, Vertreterinnen von Kinderschutzdiensten und Kriminalkommissarinnen.

Eine solche ist Karin Kretzer, die in Krefeld in der Vorbeugung von häuslicher Gewalt und Stalking arbeitet. "Auch die Polizei hat nicht nur die Täter im Blick, sondern auch die Opfer", sagt die Polizistin. "Wir möchten nicht, dass einem Menschen wieder und wieder dasselbe passiert." Gerade häusliche Gewalt sei ein "klassisches Wiederholungsdelikt", sagt die Kommissarin. Allein in Krefeld habe es im vergangenen Jahr 750 Anzeigen gegeben.