Theresienheim: Piepsende Fell-Bällchen aus dem Brutkasten

Im Theresienheim konnten Bewohner erleben, wie Küken aus dem Ei schlüpfen. Für viele war das eine spannende Erfahrung.

Viersen. Vorsichtig nimmt Erna Schmidt eines der piepsenden Fell-Bällchen in die Hand. „Ach, sind die süß“, ruft die Bewohnerin des Theresienheims Dülken. In der Senioreneinrichtung schlüpften in diesen Tagen 16 Küken verschiedener Hühnerrassen — der Kleintierzuchtverein 1980 Elmpt hatte zuvor einen Brutkasten mit den Eiern im Foyer des Hauses aufgestellt.

Gespannt warteten die Bewohner darauf, dass die Küken aus den Eiern kamen. Manche Senioren saßen stundenlang vor dem „Schaubrüter“ aus Glas und Holz. Jeder wollte als erster einen Riss in einer der Eischalen entdecken. Normalerweise brütet und wärmt eine Henne ihre Eier 21 Tage lang. Diese Aufgabe übernahm nun der Brutkasten, der eine Temperatur von 37,8 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 Prozent hielt. Alle drei bis vier Stunden sprühten Mitarbeiter und Bewohner des Theresienheims die Eier mit Wasser ein.

Ab dem 20. Tag begannen die Küken nach und nach, die Schalen von innen aufzupicken. Zwischen drei und zwölf Stunden dauerte es, bis sie schließlich mit letzter Kraft aus dem Ei schlüpften. Für viele der alten Menschen war das eine ganz besondere Erfahrung „Wir konnten sehen, wie Leben entsteht — das war wunderbar“, sagt Marita Zelustek. Auch in den Tagen danach bestaunten sie und viele andere der rund 120 Bewohner des Theresienheims die Küken.

Der Kleintierzuchtverein hat seinen Schaubrüter schon häufiger in Kindergärten aufgestellt, aber noch nie in einem Altenheim. „Es war einfach nur klasse“, sagt die Vorsitzende Astrid Wegling, die das Projekt mit Hermann-Josef Güldenberg betreute. Die Senioren konnten die Küken in die Hand nehmen und streicheln. „Da huschte selbst dementen Bewohnern, die sonst nur wenig Reaktion zeigen, ein Lächeln übers Gesicht“, erzählt Wegling.

Die Idee zu der ungewöhnlichen Aktion hatte Kerstin Ringendahl-Breier, die Leiterin der Sozialen Dienste im Heim. Einrichtungsleiter Josef Heinemann war von der Reaktion der Bewohner restlos begeistert: „Mit dieser unglaublichen Resonanz hätten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet“, sagt er.

Inzwischen haben die Küken das Seniorenheim wieder verlassen. Sie leben bei ihren Artgenossen im Stall. Red