Volle Busse strapazieren Schüler
Schüler und Eltern beklagen sich darüber, dass es vor Unterrichtsbeginn bereits Stress gibt. Die Busse kämen oft zu spät und seien zu voll.
Nettetal/Grefrath. Luisa Küsters steht an der Bushaltestelle Lambertimarkt in Breyell und schaut immer wieder Richtung Straße. Autos fahren vorbei, noch ist kein Bus in Sicht. Normalerweise würde sie den Bus zur Liebfrauenschule im Grefrather Ortsteil Mülhausen um 7.28 Uhr nehmen, doch der um 7.23 Uhr scheint die „sicherere Variante“ zu sein. Der ist aber auch nicht pünktlich, fast fünf Minuten zu spät. Um 8 Uhr ist Unterrichtsbeginn. Das wird knapp. Der Stress beginnt für viele Schüler schon am Morgen — noch vor Unterrichtsbeginn.
Die zehnjährige Luisa sowie viele andere Schüler warten ungeduldig, kritisieren die oft unpünktlichen und ihrer Meinung nach total überfüllten Schulbusse. So auch viele Eltern, wie die Mutter von Luisa, Yasmin Küsters. Besonders betroffen sei der Bus 093, der in Kaldenkirchen startet und nach Kempen fährt, berichtet die 37-Jährige. „Eigentlich müsste Luisa um 7.47 Uhr beziehungsweise 7.52 Uhr in der Schule ankommen, das ist aber eher die Ausnahme“, sagt Küsters und fordert deshalb: „Es muss am ganzen System etwas geändert werden.“
Yasmin Küsters, zweifache Mutter
Das Problem betrifft nicht nur die Liebfrauenschule in Mülhausen, auch die Schüler, die Richtung Kempen sowie Lobberich müssen, kennen es. „Meist geht in Lobberich am Doerkesplatz nichts mehr, so voll sind die Busse“, erzählt die zweifache Mutter Yasmin Küsters. Jeden Freitag fährt sie abwechselnd mit einer anderen Mutter und holt ihre Tochter und deren Freundin von der Schule ab, obwohl Küsters berufstätig ist. „Das Problem ist dann nämlich, dass alle Schüler gleichzeitig Schule aus haben“, sagt Küsters.
Derzeit besuchen 1081 Schüler die Liebfrauenschule, die meisten sind auf den Schulbus angewiesen. Schulende ist freitags um 13.10 Uhr, der Bus 093 fährt um 13.32 Uhr von der Bushaltestelle Grefrather Straße ab. Montags, dienstags und donnerstags hätten die Schüler um 15 Uhr Schulschluss, der 093-Bus Richtung Lobberich käme erst um 15.32 Uhr, berichtet die Mutter. Die Schüler würden dann, egal ob Sommer oder Winter, eine halbe Stunde an der Bushaltestelle warten müssen. „Das geht nicht“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Kerstin Cremers.
Die Liebfrauenschule nimmt das Problem ernst, hat bereits im Dezember mit der Gemeinde Grefrath und einem Vertreter vom Busverkehr Rheinland sowie der Schulpflegschaftsvorsitzenden Cremers Gespräche geführt. „Es ging vorrangig um den Rückweg, aber auch der Weg zur Schule ist ein Problem“, sagt Anni Michelkens, die an dem Gymnasium für die Schülerbeförderung zuständig ist. Lösungsansätze gibt es einige und von den Betroffenen viele Vorschläge, das Problem zu lösen: „Es könnte beispielsweise ein Bus mehr eingesetzt werden, um das zu entzerren“, sagt Michelkens. Küsters könnte sich auch vorstellen, dass der Unterricht etwas später startet und dadurch die Kinder nicht „zusätzlichem Stress“ ausgesetzt wären.
Cremers aus Lobberich hat zwei Töchter (15 und 18), die das Gymnasium besuchen. Sie hat Hoffnung, dass sich in den nächsten Monaten etwas ändert. „Mir ist bewusst, dass es sich um ein komplexes System handelt“, sagt sie: „Dass man die Tour umstellen kann, wurde uns bei dem Gespräch im Dezember signalisiert.“
Etwas ändern kann nur der Busverkehr Rheinland. Und was sagt der, der zur Deutschen Bahn AG gehört, zu den Problemen? Das Unternehmen äußert sich schriftlich: „Die DB ist in guten Gesprächen, eine definitive Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen.“ Einen konkreten Termin für weitere Gespräche oder gar eine Entscheidung gebe es noch nicht. Und wie die mögliche Veränderung aussehen würde, auch nicht.
Yasmin Küsters werde dran bleiben, kündigt sie an. Denn die Betroffenen wünschen sich nur eines: „Dass das Thema Schulbus nicht täglich bei uns am Abendbrottisch landet und morgens vor der Schule schon der Stress beginnt, ob der Bus heute pünktlich kommt und Luisa es rechtzeitig zu einem Test oder gar zur Klassenarbeit schafft“, sagt ihre Mutter. Damit hätten dann auch die wöchentlichen Abholfahrten nach Mülhausen ein Ende.