Wieder Brand in alter Fabrik
In leeren Gebäuden im Rahserfeld brach am Sonntag ein Feuer aus — nicht zum ersten Mal. Zuvor brannte es auf dem Gelände vor knapp zwei Monaten und im November 2016.
Viersen. Immer wieder werfen Nachbarn misstrauische Blicke auf das heruntergekommene Areal im Rahserfeld. Die Fensterscheiben der Gebäude sind eingeschlagen, manche sind zugenagelt. In den Ecken des Hofes stapeln sich herausgerissene Verkleidungen aus Holzpaneelen. Innen: ein Bild der Verwüstung. Als am Sonntagabend die Feuerwehr eintrifft, weil wieder einmal Rauch von dem Gelände aufsteigt, sagen Männer, die auf der Straße stehen: „Lasst es doch einmal abbrennen, dann ist endlich Ruhe.“ Mitarbeiter der nahen Leitstelle der Feuerwehr bemerkten gegen 17.45 Uhr, dass eine Rauchsäule von dem Gelände aufstieg. Insgesamt waren rund 50 Kräfte im Einsatz.
Schon am 13. und 14. Februar hatte es dort gebrannt, davor gab es einen Einsatz im November 2016. Und auch vorher hatte es immer mal wieder kleinere Brände gegeben — in direkter Nachbarschaft der Feuerwache. Nachbarn hatten im Februar von wilden Partys berichtet, die dort gefeiert werden sollen. Im Februar war der Brand in einem Raum, in dem Akten gelagert wurden, ausgebrochen. Dabei war ein Teil des Daches bereits zerstört worden.
Am Sonntag nun brannte es direkt daneben. Weil das Gebäude einsturzgefährdet ist, war es für die Feuerwehrleute unmöglich, sofort bis zum Brandherd vorzudringen. Das Feuer saß in der Decke, die von oben noch durch die Dachhaut geschlossen war.
Von innen konnten sie den Brand nicht erreichen, ohne sich selbst in Lebensgefahr zu bringen. Deshalb wurde entschieden, das Feuer zu kontrollieren, bis es ein Loch in die Decke gefressen hatte, von wo aus dann Löscharbeiten von außen möglich waren. Im Verlauf des Abends stürzte die Decke in einem Bereich von knapp 50 Quadratmetern ein. Die Wehrleute legten einen Schaumteppich über die letzten Brandherde, um ein Wiederaufflammen zu verhindern. Gestern am Morgen stieg wieder ein wenig Rauch auf, so dass Nachlöscharbeiten erforderlich wurden.
Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und „ermittelt in alle Richtungen“, wie ein Polizeisprecher erklärte. Den Anwohnern ist wichtig, dass es nicht noch einmal zu einem Brand kommt. Aber die Möglichkeiten, die die Stadt im Umgang mit dem Eigentümer hat, sind begrenzt. „Ordnungsrechtlich können wir nur tätig werden, wenn es eine Gefahr im öffentlichen Raum gibt“, sagt Stadtsprecher Frank Schliffke. Wenn also Dachziegel auf einen Bürgersteig fallen oder etwas ähnliches passiert, dann hätte die Stadt eine Handhabe, den Eigentümer anzuhalten, gegen den Verfall seiner Gebäude etwas zu tun. Schliffke zufolge versuchten Mitarbeiter des Bauordnungsamts, einen Termin mit dem Verwalter des Komplexes zu machen, um mit ihm darüber zu sprechen, wie das Gelände besser vor unbefugtem Zutritt geschützt werden kann. Rechtlich ausreichend seien das geschlossene Tor und der Hinweis „Zutritt verboten“.
Das hat bislang diejenigen, die das Gelände betreten wollten, nicht daran gehindert, hineinzukommen. Die Gebäude stehen aufgrund ihrer historischen Fassaden teilweise unter Denkmalschutz, so dass ein Abriss und eine Neubebauung nicht einfach sind. Ein Anstoß, das Gelände in den Besitz der Stadt zu bringen, um dort etwas Neues zu entwickeln, müsste aus dem politischen Raum kommen. Bisher sind solche Forderungen nicht an die Verwaltung herangetragen worden.