Ideen für leerstehende Läden in Lobberich gefragt
Die Stadtverwaltung Nettetal will sich mit Werbering und Geschäftsinhabern treffen, um Lösungen zu finden.
Lobberich. Josef Krämer vermisst die Passanten in der Lobbericher Innenstadt. Nach seiner Einschätzung ist das Zentrum „Grau in Grau, kalt und abweisend“: „Es muss etwas geschehen“, sagt Krämer, der seit 1955 in Lobberich lebt, dort eine Metzgerei und das Restaurant „Zum Kamin“ führte. Er wünsche sich mehr Aktivitäten von Stadtverwaltung, Werbering und Verkehrsverein: „In Lobberich fehlt der Gemeinschaftssinn. Es gibt zu wenig innovative Ideen“, meint er.
Nicht nur zwischen Markt- und Hochstraße, auch an den Rändern der Innenstadt fallen zurzeit zahlreiche Leerstände und „Zu vermieten“-Schilder auf. 22 Geschäfte sind unvermietet. Damit liegt die Einzelhandels-Leerstandsquote bei 16,4 Prozent. Ein Thema, das Stadtverwaltung und Werbering im Blick haben. „Wir arbeiten sehr eng zusammen“, sagt Thomas Leuf, Vorsitzender des Werberings in Lobberich.
Die Problematik sei vielschichtig. Ein Punkt: In einigen Ladenlokalen stand der Chef selbst hinter dem Verkaufstresen, die Immobilie war Eigentum. „Doch wenn der Chef sich zur Ruhe setzt, lohnt sich das für einen Nachfolger nicht mehr“, schildert Leuf. Die Umsätze würden eine Miete nicht hergeben. „Zudem sind in manchen Ladenlokalen Verkaufsbereich und Wohnung gar nicht zu trennen“, sagt der Chef des Werberings. Ladenlokale, die zu klein, nicht mehr zeitgemäß oder unpassend geschnitten sind, sind ein Teil des Leerstands-Problems.
Lobberich als Stadtteil der 42 000-Einwohner-Stadt Nettetal ist dabei kein Einzelfall. Andree Haack, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, kennt solche Schilderungen aus vielen Kommunen. Nach Prognosen wird der inhabergeführte Einzelhandel pro Jahr um ein Prozent schrumpfen. Ganz verschwinden werde der Handel aus den kleineren Zentren aber nicht: „Es wird keine toten Innenstädte geben, sie haben weiterhin ihre Daseinsberechtigung“, ist Haack überzeugt. Lobberich mit seiner zweistelligen Leerstandsquote hält er für „typisch, aber nicht dramatisch“: „Das Zentrum ist gut aufgestellt.“ Man dürfe aber nicht erwarten, dass sich eine Modekette wie „H&M“ in Lobberich ansiedele, dazu würde die Frequenz nicht reichen.
Neben der sinkenden Zahl der inhabergeführten Geschäfte gebe es auch Konkurrenz: zum einen durch den Online-Handel, zum anderen durch die Discounter. Deren wechselnde Angebote würden einen Besuch im Fachgeschäft oft überflüssig machen: „Wie soll sich da ein Haushaltswarengeschäft halten?“, fragt Haack. Erst kürzlich hatte am Lobbericher Markt das Traditionshaus Nicus geschlossen — einzig das Firmenschild und viele Erinnerungen der älteren Lobbericher sind davon geblieben.
Die Stadtverwaltung ist laut Rathaus-Sprecher Jan van der Velden aktiv. Er verweist auf Gespräche mit Werbering und Geschäftsinhabern, Außerdem werde zurzeit eine Masterarbeit mit Ideen erstellt. Ebenfalls in Vorbereitung: eine Runde mit allen Beteiligten.
Auch Werbering-Vorsitzender Thomas Leuf ist vorsichtig optimistisch: „Die Konkurrenz ist zwar groß — und Lobberich ist nicht Mönchengladbach oder Kempen.“ Aber für einige Leerstände hätten sich bereits Nachmieter gefunden, etwa für eine Kunstgalerie, ein Gescähft für Telekommunikation oder eines für Handy-Zubehör. „Langfristig“, sagt Leuf, „wünschen wir uns natürlich noch mehr attraktive Geschäfte, die Kunden nach Lobberich ziehen.“