17 neue Stolpersteine der Erinnerung
Die Steine sind am Montag von Gunter Demnig in Anrath verlegt worden.
Anrath. Die ersten Stolpersteine hat Gunter Demnig 1996 verlegt. „Das war in Kreuzberg damals. Und es war illegal. Erst später wurde die Aktion legalisiert“, erzählte am Montag der aus Berlin stammende und in Köln lebende Künstler auf dem Anrather Kirchplatz. Dorthin führte ihn sein „Kunstprojekt für Europa“, um mit neuen Stolpersteinen an 15 verfolgte und teilweise ermordete Juden sowie an zwei verfolgte „Zigeuner“ zu erinnern.
44 000 Steine in 913 Kommunen hat Demnig seit dem Jahr 2000, dem legalen Beginn seiner Aktion, verlegt. 17 Länder Europas hat er dazu bereist. In der Stadt Willich war er am Montag schon zum dritten Mal. Maßgeblich dafür gesorgt haben Paul, Timo, Peer, Robin und Jonas:
Die Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums hatten gemeinsam mit den Projektleiterinnen Katja Wagner und Iris Gillessen-Brandt fast eineinhalb Jahre das Leben der 17 Männer, Frauen und Kinder erforscht, an die seit Montag an sieben verschiedenen Stellen in Anrath Stolpersteinen erinnern.
Zum Auftakt der Aktion auf dem Kirchplatz hatten sich unter anderem auch die Pfarrer Markus Poltermann und Bernd Pätzold, Rabbiner Yitzchak Mendel Wagner aus Krefeld sowie Bürgermeister Josef Heyes und sein Stellvertreter Dieter Lambertz eingefunden. Begrüßt wurden sie von der Musik aus dem Film „Schindlers Liste“, danach stellten die Schüler die Biografien der Menschen vor, an die erinnert wurde.
So liegen nun fünf Pflastersteine mit kleiner Messingplatte vor dem Haus Kirchplatz 21. Dort wohnten einst Herbert, Albert, Ilse, Henni und Kurt Servos. Vier von ihnen konnten sich vor den Nazis durch Flucht ins Ausland retten, Herbert Servos, Jahrgang 1908, wurde im KZ ermordet.
„Wir stolpern immer wieder über diesen Teil unserer Geschichte — und das ist auch gut“, erklärte Markus Poltermann dazu. Auch hier am Kirchplatz und an den sechs anderen Orten werde man nun „stolpern“ und sich auf diese Weise erinnern.
Das tat auch Rabbiner Wagner — mit einer kleinen Geschichte, die Hoffnung macht: Er selbst habe Kontakt zu Verwandten der Familie Servos gehabt, die heute in Chicago leben. „Die Nazis haben es damals nicht geschafft, Familie Servos auszulöschen“, hob er hervor.
Im KZ ermordet wurde 1944 aber Günter Laubinger, der 1932 im Anrather Gefängnis als Sohn einer Roma-Frau zur Welt gekommen war. Vor dem Gefängnismuseum an der Gartenstraße wird seit Montag Nachmittag auch an ihn und an seine Mutter erinnert.
Am Ende der Aktion machte sich Gunter Demnig schon zum nächsten Termin auf: Heute verlegt er weitere Stolpersteine in Vorst und Breyell.