Abschied: Wehmut beim Blues im Kaisersaal

Zum sechsten und letzten Mal gab es ein Festival in Willichs „guter Stube“. Dessen Flair werden viele vermissen.

Willich. Schon beim Auftritt der ersten Band gibt es nur strahlende Gesichter. Blues Deluxe traf mir ihren rocklastigen Stücken sofort den Nerv der Zuschauer beim diesjährigen Bluesfestival. Die fünfköpfige Gruppe um den Bassisten Vater Jochen Eminger, dessen Sohn Dennis (Gesang und Gitarre) und Georg Mahr am Keyboard ist in Willich bereits von einem Konzert bei „Jochen & Friends“ bekannt. Diesmal kamen sie mit einem neuen Gitarristen, Pierre Wrobbel und einem neuen Drummer, Frank Mellies und wirkten geschlossener und dynamischer denn je.

„Ihr seid für mich die beste Blues-Rockband Deutschlands“ bescheinigte ihnen Veranstalter Klaus Haselhoff anschließend mit strahlendem Gesicht. Gemeinsam mit Jochen Contzen stellt er seit 2003 alle zwei Jahre das Willicher Bluesfestival auf die Beine. Die beiden gelten als Blues-Liebhaber und Spezialisten, Contzen pflegt die Bluesgemeinde im Kreis Viersen und weiterem Umland als Jake Blues mit den Konzerten der Black Brothers and the Bad Bones.

Ein bisschen Wehmut schwingt mit bei Haselhoff, der den ganzen Nachmittag im Kaisersaal für die Künstler und ihre Crews Kaffee gekocht hat. „Das ist das letzte Mal, dass wir das hier veranstalten“, sagt er. Schließlich wird der Kaisersaal Ende 2014 geschlossen und steht dann zum nächsten Bluesfestival 2015 nicht mehr zur Verfügung. Ein Ausweichquartier ist noch nicht ausgemacht, zumal das Flair des Kaisersaals mit seinem vibrierenden und schwingenden Holzboden und seinem urigen Charme wie gemacht zu sein scheint für den Blues.

Genau wie Big Daddy Wilson. Der kommt mit seiner fünfköpfigen Truppe zwar wesentlich ruhiger daher, aber seine weiche Stimme hat genau den richtig wehmütigen Klang, der die Seele des Blues verkörpert. Die Liebe zu dieser Musik entdeckte er während eines Army-Aufenthalts in Deutschland.

Es war für die Ruf Records Blues Caravan 2013 nicht so einfach, dort heranzureichen. Schon ihren Opener, „Proud Mary“, bei dem die Solisten Jimmy Bowskill, Bart Walker und Joanne Shaw Taylor gemeinsam auftraten, hatte man im Kaisersaal bei den Konzerten der Black Brothers schon besser und mit mehr Power gehört. Auch bei den anschließenden Soloauftritten der Drei von jeweils einer halben Stunde (immer mit dem gleichen Schlagzeuger und dem gleichen Bassisten) konnten sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer nicht so fesseln wie die Vorbands.