Afrikanische Karnevals-Polonaise

Eine Gruppe Willicher Schüler erlebte hautnah, wie Kinder in Burkina Faso leben.

Willich/Zogoré. Es ist ein komisches Bild: Vier Weiße in einer Polonaise mit knapp 300 afrikanischen Grundschülern am Karnevalswochenende. Eine Polonaise auf Afrikanisch - dabei wollen gleich mehrere Kinder Marie Carlos’ Schulter anfassen. Nur wenige Minuten vorher standen die Grundschüler stramm, als die Delegation aus Willich mit neun Schülern und vier Lehrern der Willicher Robert-Schuman-Gesamtschule und des Schiefbahner St. Bernhard Gymnasiums durch die Klassen ging. Es war mucksmäuschenstill.

Doch durch das Spiel tauten die Kinder auf. "Erst hatten ein paar Kinder so viel Angst vor uns Weißen, dass sie weggerannt sind. Aber dann waren wir auf einmal von so vielen kleinen Afrikanern umringt, dass wir das Plumpssackspiel gar nicht mehr spielen konnten", sagt die 17-jährige Karin Simons.

Vorher hatten die deutschen Schüler Malstifte verschenkt. "Die haben sich riesig darüber gefreut", erzählt Katrin.

Der 17-jährige Toni Ulrich war überrascht, als er einem Kleinen etwas zu essen gab: Er aß es nicht etwa sofort alleine auf, sondern teilte das Brot mit allen Kindern aus der Gruppe. Gegessen wurde es erst, als alle etwas hatten. "Das Kind, dem ich das Brot gegeben hab, hatte am Ende nur noch ein kleines Stück."

Aber nicht nur Stifte, Luftballons und Kugelschreiber haben die Jugendlichen aus Willich verschenkt. Im "Collegé d’éducation générale", kurz CEG, haben sie mit afrikanischen Schülern Niembäume gepflanzt und ein Handball- und Fußballfeld angelegt. Mit Händen und Füßen und auf Französisch verständigten sich die Schüler untereinander.

Das Essen im Collegé wird durch die Willicher Gesamtschule subventioniert. 75 CFA-Franc, umgerechnet etwa elf Cent, kostet die Verpflegung pro Tag. Davon übernimmt die Willicher Gesamtschule zwei Drittel. "Vor der Subventionierung kamen etwa 20 Kinder zum Essen, jetzt sind es täglich zwischen 200 und 300. Wir merken, dass die Schüler nach dem Essen lernfähiger sind", sagt Porgho Issa, Direktor der Schule.

Das Programm der Willicher Schüler war während ihres Aufenthaltes vollgestopft. Sie besuchten Grundschulen, die Krankenstation, das Frauenhaus, den Markt und die ehemalige Beschneiderin Zogorés. Erschrocken war Marie von den Zuständen in Zogorés Krankenstation: "Da war ja keine Ecke steril." Katrin ist motiviert: "Hier muss etwas passieren."