Anrath: Ausreißer Otto hält Familie in Atem

Der Nymphensittich von Familie Wichlatz flog aus, um Anrath zu erkunden.

Anrath. Otto sitzt in seinem Käfig, als könne ihn kein Wässerchen trüben. Frech klackert er mit dem Schnabel und ist sich keines Vergehens bewusst. Dabei hat der Nymphensittich noch vor wenigen Tagen seine gesamte Familie in Atem gehalten. Otto war nämlich auf der Flucht.

"Ich habe Otto wie immer frei im Haus fliegen lassen, als es plötzlich klingelte", erzählt Uschi Wichlatz. In dem Moment, wo die Anratherin die Tür öffnete, gibt sie ehrlich zu, habe sie nicht an den frei fliegenden Vogel gedacht. Der wiederum sah seine Chance auf Freiheit und flog im Sturzflug an seiner Besitzerin und der vor der Tür stehenden Freundin vorbei.

Nach der ersten Schrecksekunde hechtete Uschi Wichlatz dem Piepmatz hinterher. Der düste Richtung Feld davon. Zurück ins Haus, Futter und Ottos "Räppelchen" geholt (ein Spiegel mit Glocke, sein Lieblingsspielzeug), ab ins Auto und hinterher.

Otto hatte es sich inzwischen auf der Antenne eines Hauses bequem gemacht. "Ich wollte klingeln und fragen, ob ich ihn von einem Dachfenster, das direkt neben der Antenne lag, locken könnte. Doch bevor es soweit war, animierte ein Schwung vorbeifliegender Vögel unseren Otto zum Mitflug." Diesmal zog es den Nymphensittich Richtung Anrath Mitte.

Ehemann Karl-Heinz half nun bei der Verfolgung. "Otto saß auf der Dachrinne eines Hauses gegenüber der Aral-Tankstelle. Zwei Stunden haben mein Mann und ich versucht ihn da runter zu locken", so Uschi Wichlatz. Erfolglos. Futter und Spielzeug konnten ihn nicht überzeugen, zurückzukehren.

Sie stellten den Käfig auf die Mülltonnen von Bekannten, die dort wohnen und hofften, Otto würde hineinfliegen. Aber der dachte nicht daran. "Morgens früh ging das Telefon. Meine Bekannte war dran und sagte, Otto sitze jetzt in ihrem Baum", erzählt Uschi Wichlatz. Fünf Minuten später war sie da. Per Leiter ging es in den Baum, doch Otto flüchtete nach kurzem Zwischenstopp auf dem Kopf seiner Besitzerin auf die Garage. "Da hätte ich ihn fast gehabt, und weg war er wieder."

Zur Verstärkung rückte Tochter Claudia an. Was niemand für möglich gehalten hätte: Sie pfiff einmal, Otto flog zu ihr und ließ sich brav in den Käfig zurücksetzen. Die Familie hatte ihren Ausreißer, der seit über sieben Jahren bei ihnen lebt, wieder.

Freiflüge für Otto gibt’s immer noch - aber nur bei kontrolliert geschlossen Türen.