Anrath: Keine Angst vor der Milbe

Das Bienensterben ist eine Gefahr für die Landwirtschaft. Doch es gibt Lösungen.

Anrath. Es sind dramatische Zahlen: Die Imker in der Region haben im vergangenen Winter rund 20 Prozent ihrer Bienenbestände verloren. Die größte Schuld am Massensterben hat die Varroamilbe, die ganzen Bienenvölkern den Tod bringen kann - mit verheerenden Folgen für die Landwirtschaft, denn nach Kuh und Schwein gilt die Biene als wichtigstes Nutztier.

Der Anrather Berufsimker Johann van den Bongard bringt das Problem so auf den Punkt: "Ohne Bienen keine Bestäubung, ohne Bestäubung keine Befruchtung, ohne Befruchtung keine Frucht." Im schlimmsten Fall könnte das Bienensterben also mit massiven Ernteverlusten einher gehen.

"Vor allem ältere Bienenzüchter sind betroffen", sagt van den Bongard. Er selbst habe nur drei Prozent Verluste hinnehmen müssen. Denn offenbar gibt es ein Mittel gegen die Milbe: Van den Bongard hat ein Konzept entwickelt, mit dem er ihre Ausbreitung im Keim erstickt.

Dabei macht er sich zunutze, dass der Parasit vor allem die Brut befällt, bevor sie verdeckelt wird. "Nur 20 Prozent der Milben sitzen auf erwachsenen Bienen", erklärt er.

Die Lösung bestehe darin, die befallene Brut zu entfernen. "Zwar gibt es auch die Möglichkeit, die Milbe mit Oxalsäure zu bekämpfen", sagt er. "Aber die herkömmlichen Mittel wirken nicht in die verdeckelten Zellen hinein und lösen das Problem nicht."

Für seine Methode wird er von Kollegen kritisiert. Der Vorwurf des "unethischen Handelns" steht im Raum, da van den Bongard die befallenen Larven abtötet.

"Aber wenn ich nicht handle, gefährde ich das komplette Volk." Und dieser Verlust stehe in keinem Verhältnis zum Verlust der Brut. Im Gegenzug kritisiert van den Bongard Kollegen, die häufig "beratungsresistent" seien und neue Erkenntnisse zum Teil grundsätzlich ablehnten.

Das bedauert auch der Hobby-Imker Raimund Bigalke. "Viele glauben, dass es schon gut gehen wird, weil es ja immer irgendwie gut gegangen ist", sagt er. Doch für eine solche Haltung sei das Problem zu gravierend.

Waltraud Althoff-Pegels vom Imkerverein Tönisvorst rät ebenfalls zum Herausschneiden eines Teils der Brut. "Dabei handelt es sich um eine unchemische Methode, mit der man gute Erfolge erzielen kann."

Auch sie habe dadurch nur fünf Prozent ihres Bienenbestands verloren. Eine Umfrage unter ihren Vereinskollegen ergab dagegen, dass die Verluste bei vielen über 25 Prozent lagen.

"Das Problem ist, dass viele das Imkern aufgeben, wenn sie mit dem Bienensterben konfrontiert werden", sagt sie. Mit wiederum fatalen Folgen für die Landwirtschaft, da der Bienenbestand ja ohnehin schon dezimiert ist.

"Einige Landwirte mieten sich daher Bienen", sagt van den Bongard. Er hat derzeit rund 100 Völker verliehen, die Bauern zahlen eine Bestäubungsprämie. "Die Investition lohnt sich, manche holen dank der Bienen das Doppelte aus ihren Bäumen heraus."

Ganz allgemein setzt van den Bongard auf den Nachwuchs. "Immer mehr junge Leute interessieren sich fürs Imkern", sagt er. Und die seien meist offener für neue Wege in der Milbenbekämpfung. Das zumindest stelle er immer wieder während seiner Seminare fest.