Anrath: Oerschkes meldet Insolvenz an
Unternehmen: Der Anrather Bäckermeister gibt auf. Neben der Wirtschaftskrise macht er auch Baustellen verantwortlich.
Anrath. Am Samstag kam das endgültige Aus für den Anrather Bäckermeister Alexander Oerschkes. Seine letzten vier Bäckereien und Backshops in Anrath, Schiefbahn und Oppum blieben zu, nachdem nicht mehr genügend Bargeld vorhanden waren, um das Material zu zahlen. Heute wird der Insolvenzantrag gestellt. 25 Beschäftigte sind aktuell von den Schließungen betroffen.
Bis zuletzt hatte sich Alexander Oerschkes gegen das drohende Unheil zur Wehr gesetzt. Erst im Februar hatte er seine Backshops und Läden im Anrather Netto-Markt und in St. Tönis aufgeben müssen. Damals wurden zwölf Beschäftigte arbeitslos. Jetzt sind es 25, darunter auch die Kinder des 46-jährigen Bäckermeisters, die 25-jährigen Sascha und Dorothea, sowie Ehefrau Rita, die für den Verkauf verantwortlich war.
Alexander Oerschkes hatte 1994 in Anrath seine erste Bäckerei eröffnet. Im Laufe der Zeit kamen andere Läden in Anrath, Neersen, St. Tönis, Oppum und zuletzt im vergangenen Jahr in Schiefbahn dazu. Sogar sämtliche seiner Lebensversicherungen seien in den Betrieben, versicherte er gegenüber der WZ.
Darüber hinaus hatte der ehemalige SPD-Bürgermeisterkandidat alle seine Ämter in der Politik niedergelegt, auch die Präsidentschaft der Anrather St. Sebastianus Bruderschaft, um sich ganz um die Betriebe kümmern zu können.
"Ich habe nichts mehr und alles verloren", sagt Oerschkes nach 16-jähriger Selbstständigkeit. Als Gründe nennt er die Wirtschaftskrise, aber vor allem starke Umsatzrückgänge vor allem in Anrath und Oppum. "So hat es alleine auf der Viersener Straße in Anrath in den letzten vier Jahren drei große Baustellen gegeben, was dort in meinem Geschäft zu Umsatzeinbußen bis zu 45 Prozent führte."
Auch eine Großbaustelle an der Hochfelder Straße in Oppum, unmittelbar an seiner Bäckerei, habe dafür gesorgt, dass er zuletzt monatlich 5000 Euro "zubuttern" musste.
Ein Sanierungskonzept wurde zwar vor wenigen Monaten aufgestellt. Genügend Barmittel waren aber zum Schluss nicht mehr vorhanden, was auch den Kunden mit Schreiben an den Schaufenstern seiner Geschäfte erklärt wurde: "Aus wirtschaftlichen Gründen habe ich keine Ware mehr erhalten. Ich bin nun nicht mehr in der Lage, für Sie zu produzieren. Deshalb bin ich gezwungen, alle meine Geschäfte zu schließen. Ich bitte um Verständnis und danke für das jahrelange Vertrauen."
Heute soll eine Betriebsversammlung stattfinden und das Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Dank sagt Alexander Oerschkes seinen Beschäftigten, die sich stets mit ihm solidarisch erklärt hätten. Auch als er die Mai-Löhne nicht mehr zahlen konnte - sein abschließender Kommentar: "Ich werde mir jetzt eine Arbeit suchen müssen."