Medizinische Versorgung der Flüchtlinge Applaus für eine einfache Impfung

Dr. Joachim Randaxhe kümmert sich um die Flüchtlinge im Willicher Krankenhaus. Die Dankbarkeit der Menschen rührt ihn.

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Willich. „Am Anfang hatte ich keine Vorstellung, was auf mich zukommt“, sagt Dr. Joachim Randaxhe. Der Hausarzt spricht über den vergangenen Januar. Damals fragte ihn die Bezirksregierung Arnsberg, ob er sich um die medizinische Versorgung der im ehemaligen Willicher Krankenhaus untergebrachten Flüchtlinge kümmern könne.

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Der 60-jährige sprach mit seiner Frau über die Anfrage. Sie ist ebenfalls Ärztin. Das Ehepaar hat eine gemeinsame Praxis an der Elisabeth-Munse-Straße. „Wir haben überlegt, ob ich die Versorgung der Flüchtlinge zeitlich neben dem regulären Betrieb stemmen kann“, berichtet Randaxhe. Letztlich hat er zugesagt und ist seitdem zweimal in der Woche für mehrere Stunden bei den Asylbewerbern im ehemaligen Krankenhaus.

Neben Randaxhe kümmert sich mit Ewald Zimmermann ein zweiter Willicher Hausarzt um die Flüchtlinge. „Unsere Aufgaben gliedern sich in drei Teile. Zunächst müssen wir die Neuankömmlinge untersuchen, um auszuschließen, dass sie Krankheiten wie Tuberkulose haben. Wenn die Leute bereit dazu sind, werden sie noch gegen verschiedene Krankheiten geimpft“, so Randaxhe. „Außerdem stellt man sich ja vor, dass die Flüchtlinge alle junge Leute oder Familien sind. Aber es kommen auch Alte und Kranke, die ihre Medikamente aus ihrer Heimat mitbringen. Wir müssen recherchieren, welchen Wirkstoff die Leute benötigen.“ Zudem helfen die Ärzte bei Akuterkrankungen.

Die Verständigung mit den Patienten sei eine Herausforderung: „Zum Glück können die Mitarbeiter in der Unterkunft beispielsweise serbisch, türkisch und kurdisch übersetzen.“

Irgendwie klappe es immer, sich mit dem Patient auszutauschen: „Einmal habe ich mich um einen Chinesen gekümmert. Wir haben uns mit Hilfe des Übersetzungsprogramms auf dem Smartphone unterhalten.“ Für die Mitarbeiter in der Flüchtlingsunterkunft ist Randaxhe voll des Lobes: „Sie koordinieren alles sehr professionell und sorgen für ein meist reibungsloses Miteinander zwischen den Asylbewerbern.“

Trotz guter Organisation kann kein echtes Vertrauensverhältnis zwischen Randaxhe und seinen Patienten entstehen: „Ich sehe die Leute nur ein, zwei Mal. Da das Krankenhaus eine Erstaufnahmestelle ist, werden sie nach rund zwei Wochen in andere Unterkünfte gebracht.“

Besonders schwer sei es, an die Menschen, die aus Kriegsgebieten geflohen sind, heranzukommen: „Viele Leute aus Syrien oder ähnlichen Krisenländern sind maximal traumatisiert.“ Teilweise erzählen sie Randaxhe von ihren grausamen Erlebnissen: „Dabei muss ich gucken, dass ich eine gewisse Distanz halte, damit ich meine Arbeit noch machen kann und nicht überall Leid sehe.“

Besonders gerührt ist der Arzt von der Dankbarkeit der Patienten: „Dass die Leute sich nach einer einfachen Impfung bedanken und applaudieren, erlebe ich in meiner Praxis nicht.“

Ein halbes Jahr nach seiner Zusage ist Randaxhe zufrieden mit der Entscheidung sich um die Flüchtlinge zu kümmern: „Natürlich ist es anders als die Arbeit in der Praxis, da ich weniger Geräte zur Verfügung habe und Patienten nicht über Jahre begleite. Aber es ist eine spannende Aufgabe, die mir Spaß macht.“