Auslandeinsatz: Kugelsicher auf Streife

Der Anrather Polizist Holger Jentgen ist zurück aus Afghanistan. Die Sicherheitslage dort ist schlecht.

<strong>Anrath/Viersen. Dramatisieren will er seinen Einsatz nicht. "Wir trugen immer kugelsichere Westen und Waffen, konnten eine Eskorte der afghanischen Polizei anfordern und waren in gepanzerten Fahrzeugen unterwegs." Ruhig und sachlich berichtet Holger Jentgen, wie er die Wege außerhalb der gesicherten Zonen in Kabul zurückgelegt hat. Dort hat der Leiter der Polizeiwache in Viersen ein Jahr lang Aufbauarbeit für die Polizei geleistet. Kurz vor Weihnachten kam der Anrather zurück. Jetzt erzählt er erstmals öffentlich von seinem Einsatz. Er räumt ein: "Das hat den drei Beamten des BKA auch nichts genutzt." Diese Kollegen waren bei einem Anschlag im August 2007 auf eine panzerbrechende Mine gefahren und dabei umgekommen. Drei von über 6000 Menschen, die in diesem Jahr von militanten Gruppen getötet wurden. Die Lage im Land habe sich dramatisch verschlechtert. "Die übliche Frühjahroffensive der Taliban ging nahtlos über in eine Sommer- und eine Herbstoffensive." Er gibt zu: "Da hat sich mein Sicherheitsbewusstsein doch verändert."

Viele Dinge kommen erst auf Nachfragen ans Licht. Zuerst berichtet er von den Aufgaben: Drei Polizeigeneräle konnte er beraten, für die Sicherheit der deutschen Polizisten vor Ort sorgen. Im zweiten halben Jahr wurde er in die Truppe der europäischen Polizei integriert. Dort koordinierte er die internationalen Bemühungen um den Aufbau der demokratischen Polizei in Afghanistan, arbeitete mit Polizisten aus aller Herren Länder zusammen.

Damit seine Familie in Anrath nicht unnötig Sorgen litt, nutzte er seinen Informationsvorsprung: Noch bevor ein Anschlag über die Medien verbreitet werden konnte, hatte er schon per Email gemeldet: "Hier hat’s gekracht, mir geht es gut."

Besonders gelitten habe sein Fahrstil. Der wurde schneller und rücksichtslos - aus Sicherheitsgründen: "Ein schnelles Ziel trifft man schlechter. "Nach meiner Rückkehr musste ich erstmal resozialisiert werden."

Seine eigentliche Triebfeder für den Auslandsaufenthalt, die Neugierde auf eine fremde Kultur, sei wegen der Sicherheitslage zu kurz gekommen. "Wir waren ziemlich beschränkt in unserer Freizeit." Man habe sich vor allem in geschützten Gebieten aufgehalten. "Deswegen habe ich das erste Mal in meinem Leben Heimweh gehabt. Sonst leide ich immer unter Fernweh."

Lieber berichtet er von der grandiosen Landschaft, den freundlichen, armen Menschen, von den Freundschaften mit den Menschen, die er geschlossen hat.