Stadtrat: Schulden weiter abbauen

Donnerstagabend wurde Willy Kerbusch zum neuen Willicher Kämmerer gewählt.

Willich. Seit 1980 arbeitet er bei der Stadt Willich. Als Abteilungsleiter im Hochbauamt fing er damals dort an. Gestern nun hat seine Verwaltungkarriere ihren (vorläufigen?) Höhepunkt erreicht: Willy Kerbusch (52), Leiter des Geschäftsbereichs Zentrale Finanzen, wurde am Abend einstimmig vom Stadtrat zum neuen Kämmerer gewählt worden. Der neue Beigeordnete tritt im Juli die Nachfolge von Theo Eckelboom an, der in den Ruhestand geht.

Westdeutsche Zeitung: Herr Kerbusch, zunächst herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Als bekennendes SPD-Mitglied haben sie auch die Stimmen der Konservativen erhalten. Macht Sie das stolz?

Willy Kerbusch: Es tut persönlich sehr gut. Aber vor allem ist es ein Auftrag für mich, im Interesse der Generationengerechtigkeit für die Bürger zu arbeiten. Parteipolitik darf und wird dabei keine Rolle spielen.

WZ: Was sehen Sie in Ihrer neuen Position denn als wichtigste Aufgabe an?

Kerbusch: Die Stadt Willich hat in den vergangenen Jahren durch die enge Zusammenarbeit von Politik und Verwaltung eine sehr gute Entwicklung gemacht - im Unterschied übrigens zu einigen Nachbarn, die noch vor Jahren auf das "arme Willich" runtergeschaut haben. Diese positive Entwicklung, die auch von den Kämmerern Dieter Hehnen und Theo Eckelboom maßgeblich beeinflusst wurde, muss weiter geführt, gepflegt und stabilisiert werden.

WZ: Konkret: Wie soll diese Pflege aussehen?

Kerbusch: Es geht nicht immer nur alles schöner, schneller, weiter. Wir müssen vielmehr konsequent die Entschuldungslinie weiter verfolgen. Denn wie gerade in den vergangenen Jahren zu sehen war, kann selbst in einer finanziell gesunden Stadt wie Willich der Haushalt plötzlich an den Rand gedrängt werden.

WZ: Also sind größere Investitionen in der nächsten Zeit kaum zu verwirklichen?

Kerbusch: Gestaltungsspielraum ist noch da. Aber es ist die Aufgabe eines Kämmerers, in guten Jahren und bei idealen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch auf die Bremse zu treten, damit schlechte Jahre überstanden werden können. Und man darf nicht vergessen, dass wir noch einige große Aufgaben vor uns haben: die Sanierung des St.Bernhard-Komplexes, das Straßenunterhaltungs-Management, die Ortskernsanierung Anrath. Das alles kostet diverse Millionen.

WZ: Glauben Sie, dass Sie die Politiker beim Schuldenabbau auf Ihrer Seite haben?

Kerbusch: Dazu gibt es ja einen klaren Ratbeschluss. Und der Rat bestimmt, was in der Stadt passiert. Unsere Aufgabe als Verwaltung ist es, die Rahmenbedingungen zu setzen, rechtzeitig auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und Alternativen aufzuzeigen. Das werde ich in enger Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsvorstand tun.

WZ: Was ist für den künftigen Kämmerer die Herausforderung der nahen Zukunft?

Kerbusch: Ab 2010/2011 müssen wir als Stadt eine Konzernbilanz erstellen. Dazu gehört auch die Einbeziehung aller Beteiligungen wie Wasserwerke oder Stadtwerke. Das ist Neuland für uns.

WZ: Zu Ihrer Person: Was würden Sie als Ihre Stärken ansehen?

Kerbusch: Ich betracht mich selbst schon als Macher mit hoher Durchsetzungsfähigkeit, der auch bereit ist, dicke Bretter zu bohren und neue Wege zu gehen.

WZ: Und Ihre Schwächen?

Kerbusch: Ich bin laut und voreilig, gehe manchmal mit dem Kopf durch die Wand, was sich mit zunehmendem Alter aber etwas gelegt hat. Insgesamt habe ich manchmal eine derbe Art. Aber es ist auch kein Problem für mich, anschließend Entschuldigung zu sagen. Vielleicht liegen diese Schwächen daran, dass ich in jungen Jahren schon viel Macht hatte. Damit geht man dann nicht immer nur gescheit um.