Im “Hinterland der Seele“ Ausstellung zum Unterbewusstsein

Anrath · Kunst trifft Kirche heißt es in dieser Woche in Anrath: In der Pfarrkirche sind besondere Werke ausgestellt, die nach dem Gottesdienst zur Selbstfindung einladen.

Kirchenmusiker und Kunstsammler Marcell Feldberg hat mit Heinz Tichelbecker aus dem Kirchenvorstand die Ausstellung zusammengestellt.

Foto: Kurt Lübke

. (b-r) Ins „Hinterland der Seele“ möchte Marcell Feldberg die Besucher der gleichnamigen Ausstellung in der Kirche St. Joseph in Anrath locken. Das Hinterland ist den Niederrheinern wohl bekannt, ihre Seele wohl ebenfalls – aber das Hinterland der Seele? Damit meint der als Autor und Kunstsammler bekannte Kirchenmusiker das Unbekannte, Unter- und Unbewusste in jedem von uns. Die ausgestellten Werke verleiten den Betrachter zu einer intuitiven Sichtweise, die in die Tiefe seiner Selbst führen mag. Alle Bilder und Objekte stammen aus Feldbergs Sammlung.

Eines vorweg: Eine museale Präsentation ist das nicht. Kann es auch nicht sein. Die Bilder hängen an Aufstellwänden, stehen auf Staffeleien oder liegen in Vitrinen. „Die Kirche ist schwierig zu bespielen“, gibt Feldberg zu. Der stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, Heinz Tichelbäcker, betont die Idee, die Kirche mit einer solchen Ausstellung zu beleben und Begegnungen über den Gottesdienst hinaus zu ermöglichen.

Doch tut die schwierige, aber in der Wahl des jeweiligen Ortes kluge Präsentation den einzelnen Werken und der Idee, sich ins Hinterland der Seele zu begeben, keinen Abbruch.Vor dem Beichtstuhl ist eine Zeichnung von Nils-Simon Fischer zu entdecken. „Tagesatz“ nennt er das Blatt, das wahlweise an einen ausgefüllten Lottoschein, ein Sudoku oder einfach ein fast vollständig gefülltes Raster erinnert. Fischer notiert in diesem schwarz-weißen Raster seinen Tagesablauf. Reflektiert sich und sein Tun, so wie es im Beichtstuhl geschah und geschieht.

Vor der Erinnerung an die Toten des Weltkriegs im linken Kirchenschiff findet sich das Notenblatt eines Soldaten aus dem britischen Regiment, das ein Einschussloch zeigt. Susan Philipsz hat sich dieses beklemmenden Zeugnisses eines Kriegsopfers angenommen.

Tatsächliche Landschaften sind im rechten Seitenschiff der Kirche zu entdecken. Vom „Wegweiser für Pilger“ aus der Kapelle Klein-Jerusalem über die „Tessiner Landschaften“ von Jürgen Brodwolf bis hin zu einer Kinderzeichnung „Portulan“ – der Landkarte eines imaginären Landes: Ein kleiner Junge verortet sich in der Welt.

Übrigens stammt das älteste Bild aus dem Umkreis des Künstlers Lambert Doomer, dessen Familie aus Anrath stammt. Es zeigt eine Stadtlandschaft.

Die Ausstellung kann am Donnerstag, 17. November, 14.30 bis 16.30 Uhr und Freitag, 18. November, 16.30 bis 17.30 Uhr sowie während des Gottesdienstes am Sonntag, 20. November, 10 Uhr, besucht werden.

Eine Lesung mit Musik beendet am Sonntag die Ausstellung. Die Rezitatorin Rosi Weber liest aus Feldbergs neuem Buch „Archiv der Bilder. Atlas und Arsenal.“ Der Trompeter Pascal Jendrossek und Marcell Feldberg an der Orgel spielen Improvisationen.