Tönisvorst Beim Rundgang gab es viel Verkehr

Mehr als 50 Bürger folgten einer Einladung der CDU in den Vorster Ortskern. Probleme waren hautnah zu erleben.

Tönisvorst: Beim Rundgang gab es viel Verkehr
Foto: Kurt Lübke

Vorst. Auf so viel Resonanz hatte Dirk Louy gar nicht gehofft: Mehr als 50 Frauen und Männer konnte er zu einem Ortsrundgang mit anschließender Diskussionsrunde im Haus Vorst begrüßen. Dazu eingeladen hatte die Tönisvorster CDU. Louy als stellvertretender Parteivorsitzender mit Wohnsitz in Vorst führte die Bürger unter anderem zum geplanten Neubaugelände neben dem Pfarrhaus an der Kuhstraße sowie rüber zur Baustelle hinter der Volksbank an der Johannes-Stadtfeld-Straße. Auch Bürgermeister Thomas Goßen und Andree Haack von der IHK schlossen sich an.

„Mit so viel Verkehr hatte ich hier nicht gerechnet.“ Dieser Stoßseufzer war während des Rundgangs gleich mehrfach zu hören, denn ständig musste man Autos ausweichen, die sich durch die Kuhstraße quälten. Parkplätze waren im Ortskern zu diesem Zeitpunkt — los ging es um 18 Uhr — nicht zu finden. Eine Bürgerin hatte Fotos mitgebracht, die dokumentierten, dass hier vielfach außerhalb er gekennzeichneten Flächen geparkt wird.

Wird dies alles noch schlimmer werden, wenn der GWG-Bau an der Kuhstraße (17 Wohnungen sollen entstehen, vier weitere sind im bisherigen Pfarrhaus geplant) fertiggestellt ist? Über diese Frage hatte es jüngst schon Debatten im Planungsausschuss gegeben. Die SPD hatte dort nicht die bisher vorgesehenen 1,0, sondern 1,5 Parkplätze je Wohneinheit gefordert. Zu einer Entscheidung kam es nicht, die Verwaltung soll die GWG vielmehr zu einer größeren Anzahl von Plätzen bewegen — oder zu weniger Wohneinheiten als beabsichtigt.

Bürgermeister Thomas Goßen erklärte auf Nachfrage eines Bürgers, dass er „ausgesprochen positiv gestimmt“ sei, was die gestalterische Qualität des Neubaus anbelange. Die GWG setzte attraktive Modelle um.

Weniger zufrieden zeigte sich Goßen beim Anblick des ehemaligen Schlecker-Gebäudes, das gelegentlich vom Fleischfabrikanten Klaus Abbelen genutzt wird. „Das kann nicht das Ziel einer Entwicklung sein“, sagte der Bürgermeister. Er wies aber mit Unterstützung von Andree Haack den Vorwurf eines Bürgers zurück, die Stadt habe es vor Jahren versäumt, hier ein Vorkaufsrecht auszuüben: Man habe das geprüft, das sei rechtlich nicht möglich gewesen, da das „öffentliche Interesse“ fehlte. In der Diskussionsrunde erklärte ein Bürger, er wolle „mit dem Klaus“ (Abbelen, d. Red.) noch einmal über die Zukunft des Gebäudes reden.

Von der Kuhstraße aus ging es vorbei an der leerstehenden Metzgerei von Jakob Kohnen. „Man hätte den Nachfolger unterstützen müssen“, meinte ein Teilnehmer und kritisierte die bürokratischen Hindernisse, nach denen der Mann aus Mönchengladbach das Handtuch geworfen hatte.

Drei Mehrfamilienhäuser mit 24 Wohnungen entstehen an der Johannes-Stadtfeld-Straße. Hier ist eine Tiefgarage vorgesehen. Metzger Markus Helbig sprach die Befürchtung an, dass der in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Bauernhof irgendwann einer weitere Wohnbebauung Platz machen müsse.

Vorbei an einigen Leerständen an der Clevenstraße ging es zur Abschlussrunde im Haus Vorst. Dort kamen auch Überlegungen, neben Haus Brempt weitere Wohnhäuser entstehen zu lassen, kurz zur Sprache. Die stellvertretende Landrätin Luise Fruhen betonte, der historische Adelssitz dürfe dadurch nicht zugepflastert werden.

Karl Heinz Fruhen lobte insgesamt den Zuwachs an Bebauung und Bevölkerung in Vorst. Ein anderer Teilnehmer der Runde kritisierte dagegen, dass die Stadt den Verkehr im Ort nicht im Griff habe. Thomas Goßen ließ im Gespräch mit der WZ erkennen, dass es auf der Kuhstraße demnächst eine nicht angekündigte Verkehrszählung geben werde. Anwohnerin Gisela Charaf sprach davon, dass sich viel Schleichverkehr durch den Ort quäle, um der Ampel am Jakob-von-Danwitz-Platz auszuweichen.

Geschäftsinhaber aus dem Ortskern betonten, dass man auf Parkplätze für Kunden angewiesen sei. Denn die kommen teils auch von außerhalb. Auch fehlende Ladenlokale mit einer vernünftigen Größe wurden angesprochen. IHK-Fachmann Andree Haack sprach von einem „tollen Ortskern“, der aber Probleme habe.

Trotzdem: „Vorst hat sehr viel Potenzial.“ Diesem Fazit von Dirk Louy konnten sich etliche Bürger anschließen. Der stellvertretende CDU-Chef kündigte im Anschluss gegenüber der WZ an, dass man einen solchen Rundgang mit anderen thematischen Schwerpunkten wiederholen werde.