Bernhard Schedalke fertigt scharfe Objekte mit Kultstatus
Der St. Töniser Bernhard Schedalke hat sich auf die Fertigung von Messern spezialisiert. Und viele Fans gewonnen.
Tönisvorst. Es war die Gelegenheit, die Bernhard Schedalke zum Messermachen brachte. Im früheren Betrieb des gelernten Werkzeugmachers fertigten sich die Mitarbeiter aus den abgebrochenen Maschinensägeblättern Teppichmesser. „Die meisten haben nur die Spitze geschliffen. Meine sahen damals schon anders aus“, sagt Schedalke. Er lehnt es bis heute ab, Dinge nur nach ihrem Zweck zu beurteilen und erhebt Schönheit zum ebenbürtigen Kriterium.
Stets trägt er ein kleines Taschenmesser aus seiner Produktion bei sich. „Da kann ich mir im Steakhaus schon mal selbst helfen, wenn die Messer dort stumpf sind.“ Irgendwann kaufte er sich Stahl für zwei Messer. „Der kostete damals neun bis zehn Mark pro Zentimeter“, sagt er über den Materialaufwand. Als Werkstatt diente ihm eine Ecke in der Küche der Familie. Dort stand das erste Schleifrad, mit dem er den vier Millimeter dicken Stahlbändern maschinell einen Hohlschliff verpasste. Der Rest war größtenteils Handarbeit. Mit feinen Feilen löste er die gewünschte Form aus dem Stahl.
Bereits die ersten Teile zeichnete eine hohe handwerkliche und ästhetische Qualität aus. „Auf der ersten Ausstellung 1984 traf ich direkt den ersten Sammler“, erinnert er sich. Der bot ihm einen Betrag, der Schedalkes Vorstellungsvermögen zunächst übertraf und machte ihn mit den in der Szene üblichen Preisen vertraut, die Spanne ist enorm. Der St. Töniser etablierte sich schnell, Fachzeitschriften, auch in Norwegen und Frankreich, würdigten bald seine Kunst.
„Was ich eingenommen habe, habe ich in teure Materialien investiert“, erzählt er. Schwarzes Ebenholz, Grenadill, verwendet er genauso wie Elfenbein, 10 000 Jahre alte Mammutzähne oder Tierknochen. „Der Mammutzahn kostete eine D-Mark pro Gramm“, sagt er. Tierknochen findet er zufällig.
Aus Stahlresten bei der Herstellung eines großen Messers und einem Mäusezahn hat er den Griff eines Minimessers gemacht, das man sich mit der Lupe ansehen kann.
Das Messer, das er seinem ersten Sammler verkaufte, hat er nach dessen Tod wieder zurückbekommen: eine breite Schneide, ein Griff aus Grenadill, darin eingelassen Perlmutt und Silber, von antiker Strenge und Schönheit. So stellt man sich die Waffe vor, mit der Cäsar ermordet wurde. Heute ist es unverkäuflich. „Wenn ich nicht Messermacher wäre, wäre ich sicherlich Sammler“, sagt er über die Faszination, die die an sich schlichten Schneidwerkzeuge auf ihn ausüben.
Fast alle Stücke in seiner Vitrine sind selbst gemacht: ein Dolch mit einer Damastklinge, inspiriert von Arbeiten auf Java und Borneo, mit dem dort verehrten Affengott im Griff und einem Dämon, den er in die Klinge eingearbeitet hat, dort wo sie zum Griff hin breiter wird. Der Dämon hat Augen aus Rubin und die finden sich auch im Stichblatt, das Griff und Klinge trennt. Manchmal ritzt er in den schlicht weißen Mammutzahn auch noch Bilder in der Gravur-Technik Scrimshaw. Von seinem Können und seinem Geschmack als Maler und Zeichner zeugen auch viele Bilder an den Wänden seiner Wohnung.
„Meist inspirieren mich die Materialien zu neuen Modellen“, berichtet er. So hat er gerade ein Messer fertiggestellt, dessen Rücken mit einem Bandmuster versehen ist. Das zieht sich auch über die Teile des Stahls, die normal unsichtbar im Griff verschwinden. „Das ist schon verkauft“, sagt Schedalke. „Aber ich gebe es nur zusammen mit dem passenden Taschenmesser ab“, sagt er. Das ist noch nicht fertig, momentan fehlt ihm die Motivation, weiter zu machen. „Die Kunden warten geduldig.“ Sie wollen das besondere Messer, das perfekte, das mit der Ausstrahlung eines Kultgegenstandes.