Mario Sagner im Interview: Gewalt verstärkt im Fokus
Zum „Tag der unschuldigen Kinder“ sprach die WZ mit Mario Sagner vom Willicher Kinderschutzbund.
Willich. Am Freitag begehen die christlichen Kirchen den „Tag der unschuldigen Kinder“. Er erinnert an Ereignisse vor mehr als 2000 Jahren. Mit den Problemen heutiger Kinder beschäftigt sich der Willicher Kinderschutzbund (KSB). Darüber sprach die WZ mit dem stellvertretenden Vorsitzenden Mario Sagner.
Mario Sagner: Mit absoluter Sicherheit. Wir konnten neue Sponsoren und Spender erreichen. Mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln haben wir mehr bedürftige Familien erreicht und unser Angebot erweitern können. Das Highlight war das Kinderfest im September am Schloss Neersen. Besonders hervorzuheben ist auch die Zusammenarbeit mit der Willicher Tafel.
Konnte die Lücke, die Ihr Vater, der frühere Vorsitzende Ralf-Hasso Sagner, durch seinen plötzlichen Tod hinterlassen hat, ausgefüllt werden?
Mario Sagner: „Er war in seiner Art einmalig, und das kann man nicht ersetzen.“ So hat es zuletzt Dieter Lambertz, Mitglied im Vorstand, formuliert. Selbstverständlich wird sein Werk weitergeführt. Hannelore Lönnendung hat das Ruder sehr schnell übernommen, und nach einem sehr turbulenten Jahr 2011 ist die Personalsituation im Büro gelöst und der Vorstand neu aufgestellt. Es vergeht aber keine Vorstandssitzung ohne den Satz: „Das hätte Ralf-Hasso so oder so gemacht.“
Welche Angebote werden besonders gut angenommen?
Sagner: WenDo- und Selbstbehauptungskurse sind hoch im Kurs. Gerade nach dem Fall Mirco aus Grefrath ist die Nachfrage enorm. Besonders gut kommen die Schmetterlingsgruppen für Trennungs- und Scheidungskinder an. Hier leisten wir wichtige therapeutische Arbeit, um die Kinder abzuholen, damit sie nicht das Gefühl haben, „schuld zu sein“.
Ist im neuen Jahr auch mit neuen Angeboten zu rechnen?
Sagner: Wir wollen die Lücke zwischen Kind und Jugendlichen schließen. Neu im Angebot werden ab März Kurse für Jungs von 12 bis 15 Jahren zum Thema Gewaltprävention/Sozialkompetenz sein. Auch mit „auffällig“ oder straffällig gewordenen Jugendlichen werden wir uns beschäftigen. Dafür gibt es eine große Nachfrage.
Ist die soziale Lage für Familien schwieriger geworden?
Sagner: Es gibt viel Arbeitslosigkeit — was in unseren Elterncafés zu beobachten ist. Die Lebenshaltungskosten steigen, die Kluft zwischen Arm und Reich ist auch in Willich spürbar. Daher hilft der Kinderschutzbund verstärkt durch seinen 2012 eingeführten Spendenfonds.
Sind Sie personell gut aufgestellt?
Sagner: Wir können immer helfende Hände gebrauchen. So für die Kinderbetreuung in den immer beliebter werdenden Elterncafés. Aber auch passive Hilfe ist Unterstützung. Daher sei der Hinweis erlaubt, dass wir dringend neue Mitglieder aufnehmen wollen. Mit 25 Euro im Jahr kann der Verein gut unterstützt werden. Für eine Stadt wie Willich sind wir mit einer Mitgliederzahl von unter 200 zu schwach.
Was würden Sie auf kommunaler Ebene zum Wohle von Familien mit Kindern ändern?
Sagner: Gott sei Dank ist Willich, was Ganztagsschulen, Kindergärten, Schulen betrifft, gut aufgestellt. Sorge bereitet uns, dass zum 1. August 2013 Eltern von Kindern unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz haben und bis jetzt nicht feststeht, ob die Stadt genügend Plätze anbieten kann.
Was macht die Arbeit des KSB unverzichtbar?
Sagner: Wir sind die Lobby für Kinder! Der KSB ist allein schon als Anlaufstelle für Probleme unverzichtbar. Die Eltern haben die Hemmungen verloren, uns anzusprechen. In den Cafés kommen immer mehr Leute auf uns zu. Sie scheuen sich nicht, offen Probleme anzusprechen oder um Hilfe zu bitten.