Auszeichnung Beste Imkerin des Jahrgangs 2019 kommt aus Anrath
Anrath · Iris van den Bongard aus Anrath hat als beste Absolventin Deutschlands den Meister gemacht.
Iris van den Bongard hat allen Grund zum Strahlen: Bereits zum zweiten Mal hat sie den Nachwuchsförderpreis der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen überreicht bekommen. Schon nach der Gesellenprüfung als Tierwirtin, Fachrichtung Bienenhaltung, hatte sie 2014 die Auszeichnung erhalten. Nun wiederholte die 29-Jährige dieses Kunststück nach der Meisterprüfung, die sie bereits im April 2019 als Jahrgangsbeste in ganz Deutschland bestanden hatte.
Den Meisterbrief bekamen damals ihre Mitabsolventen aus anderen Bundesländern an der Ausbildungsstätte im bayerischen Veitshöchheim feierlich überreicht. „NRW war das einzige Bundesland, das dies nicht gemacht hat“, erinnert sie sich mit Bedauern. Statt dessen wurde ihr die Urkunde formlos mit der Post zugeschickt.
Um so schöner war es jetzt für die junge Imkerin, mit der Ehrung durch die Landwirtschaftskammer NRW in Bad Sassendorf im Kreis Soest eine nachträgliche Anerkennung für ihre tolle Leistung erhalten zu haben. „Damit hatte ich gar nicht mehr gerechnet.“ Dafür musste sie den Meisterkurs mit der Note Eins und als Jahrgangsbeste in NRW bestanden haben.
Kompliziertes Thema über Königinnen als Projektarbeit
Insgesamt 18 Frauen und Männer hatten den Meisterkurs eineinhalb Jahre zuvor im Institut für Bienenkunde und Imkerei an der Bayerischen Landesanstalt für Wein und Gartenbau begonnen, 17 von ihnen bestanden ihn auch. Schwerpunktthemen des Kurses waren vor allem die Mitarbeiterführung sowie die Ausbildung des Nachwuchses und die Betriebswirtschaft.
Darüber hinaus musste Iris van den Bongard noch eine einjährige Projektarbeit absolvieren. Deren kompliziertes Thema lautete: „„Besteht ein Zusammenhang zwischen der Weiselzellengröße, dem Rest Gelee-Royal in der Zelle und dem Gewicht der Königin im Verhältnis zur Volksgröße bei der Einfütterung?“ Der Vorschlag dazu kam von ihr selbst, denn die von ihrem Vater Johann van den Bongard gegründete Imkerei in Anrath ist auf die Vermehrung und Züchtung von Königinnen der Buckfast-Bienen spezialisiert. Mit der Frage, mit welchen Parametern besonders hochwertige Königinnen gezüchtet werden können, beschäftigt sich Iris van den Bongard also auch imBerufsalltag.
Die fast schon wissenschaftlich zu nennende Arbeit, für die auch ein spezielles EDV-Programm zum Einsatz kam, wurde mit einem mündlichen Vortrag beim Ausbildertag abgeschlossen. Er sei auf sehr großes Interesse bei den Profis in der Imkerei gestoßen, berichtet Vater Johann stolz. Auch nach der Meisterprüfung hat die 29-Jährige die Arbeit an dem Projekt deshalb fortgeführt.
Das „Bienenland“ am Donkweg ist „wahrscheinlich der größte Zuchtbetrieb von Königinnen in ganz Deutschland“, berichtet Johann van den Bongard. Produziert wird nur auf Nachfrage, die vor allem von Berufsimkern aus Deutschland und den übrigen EU-Ländern kommt. „Da werden auch schon mal 1000 Königinnen auf einen Schlag geholt.“
Die Vermehrung ist sehr zeitaufwändig, in der Hauptphase wird an sieben Tagen in der Woche gearbeitet. Denn die frisch geschlüpften Königinnen müssen sofort aus dem Wärmeschrank genommen und von einem Volk versorgt werden, da sie sonst alle anderen Königinnen töten würden.
16 000 Königinnen
verlassen Anrath jährlich
Um diesen Zeitaufwand zu vermeiden, legen die Imker immer häufiger diese Arbeit in die Hände der Familie van den Bongard: Mit 1000 Königinnen im Jahr hat der Betrieb in den 1990er Jahren angefangen – mittlerweile sind es 16 000. Der Versand läuft an vier Tagen in den Woche. Die Kosten liegen zwischen acht Euro für ein frisch geschlüpftes Exemplar und 350 Euro für eine vorselektierte Buckfast-Königin.
Iris van den Bongard und ihr Vater haben im Bienenland derzeit fünf Mitarbeiter und zwei Auszubildende. Außerdem gibt es zwei weitere Beschäftigte mit integrativen Arbeitsplätze. Sie haben früher im HPZ gearbeitet und hätten sich „wunderbar ins Team eingefunden“, so die Tiermeisterin.
Apropos Team: Für dessen Unterstützung im Laufe des Meisterkurses ist die junge Imkerin besonders dankbar. „Ich bin froh, wie toll mir der Rücken freigehalten wurde.“ Das Ganze sei eine sehr lehrreiche Zeit gewesen. Jetzt muss sie nur noch einen schönen Platz für die Meisterurkunde im Honigladen finden.