Blues von Musikern der Extraklasse

Das fünfte Konzert der Reihe bescherte dem Kaisersaal ein volles Haus.

Willich. „Wo ist hier der Kaisersaal?“ Die Frage wurde am Samstag mehr als einmal in Willich gestellt. Besucher aus dem Ruhrgebiet, den umliegenden Orten, selbst aus den Niederlanden zog es dorthin, wo sich am Samstag ein Zentrum des Blues auftat.

Jochen Contzen und Klaus Haselhoff hatten das 5. Willicher Blues-Festival organisiert. Einige hundert Blues-Fans — meist im mittleren und gehobenen Alter — fanden den Weg in den Kaisersaal. Genau so viele, dass es Veranstaltern und Musikern auf der Bühne Spaß machte. Aber auch genau so viele, dass es im Saal nicht stickig wurde.

Vier Bands zeigten bis in die Nacht hinein Facetten der Musikrichtung auf, die sich zum Ende des vorletzten Jahrhunderts in Nordamerika entwickelte. Contzen und Haselhoff hatten wieder eine gelungene Auswahl getroffen.

In den Umbaupausen war reichlich Leben vor dem Kaisersaal, wo sich die Bluesfans stärkten. Dort konnte man auch Aktive des Abends treffen. So Major Heuser, der die Sonnenstrahlen genoss und Gespräche über Musik führte.

Wichtig war aber, was auf der Bühne abging, wo auch Jochen Contzen und sein Kompagnon als Jack und Elwood (Blues Brothers) ein Stück zum Besten gaben — unterstützt von der Kempener Formation Flat Blues LDT. Sie waren die Einheizer. Blues in seiner klassischen Art mit Harp und mehr gab es.

Mitreißend war die niederländische Formation Jean Paul Rena & Terrawell mit ihrer Definition der Musik. Nur drei Leute an Gitarre, Bass und Drums auf der Bühne reichten aus, um einen schweißtreibenden Blues zu präsentieren. Besonders Frontman Rena lebte den Auftritt mit jeder Pore. Er holte aus seiner Gitarre alles heraus, sang Blues mit seiner rauchigen Stimme.

Ruhiger, oder wie Major Heuser es sagte, „altersentsprechender wurde es, als Richard Bargel & Major Heuser die Bühne enterten. Sie waren froh, nicht die Einzigen im Saal mit grauen Haaren zu sein. Auch wenn das erste Stück stark Country-lastig war, fing das Duo das Publikum im immer voller werdenden Saal ein. Besonders die tiefe rauchige Stimme Bargels und das herausragende Gitarrenspiel von Heuser sorgten für viel Applaus. Das Quartett auf der Bühne beherrschte eine große Bandbreite des Blues, spielte oft mit dem Publikum und durfte erst nach einer Zugabe von der Bühne.

Wären manche Veranstalter schon froh, nur die drei ersten Bands verpflichten zu können, konnte Willich mit Bernard Allison noch einen draufsetzen. Allison, der bereits vor acht Jahren in Willich auf der Bühne stand und als 45-Jähriger schon auf eine über 30-jährige Bühnenerfahrung blicken kann, präsentierte mitreißenden Blues. Vor dem Kaisersaal hielt sich nun kein Festivalgast mehr auf. Alle wollten Allison hören. Er war zu Recht Top Act des Abends. Seinen Blues wollten die Leute erleben und spüren. Und ihn am liebsten nicht von der Bühne lassen.